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22. January 2015
Von Eintrittspreisen, Sponsoren, der Politik, der Kunst & erschütternden Erkenntnissen

Schon zu Saisonbeginn gingen die Wogen hoch: „Die Eintrittspreise beim LASK sind für die 2. Liga viel zu teuer!”, hieß es da.

Und als der LASK gestern Vormittag die Preise für die Frühjahrs-Abos auf lask.at veröffentlichte, wurde diese Kritik erneut laut. Nur wenige Minuten später erhielten wir ein Mail eines LASK-Fans mit dem Link zur Frühjahrs-Aktion der Wiener Austria – dort kann man, eine Liga höher, tatsächlich billiger Fußball schauen! Für uns war das natürlich ein Auftrag – wir checkten erstmal die Dauerkarten-Preise anderer, vergleichbarer Klubs. Das Ergebnis überraschte und warf weitere Fragen auf:

  Vollpreis Steher Vollpreis Sitzer Spiele
Austria 78 116 8
Rapid 107 168 9
Sturm 100 130 8
Ried 110 120 8
LASK 84 120 8

 

Auch die Preise der Mattersburger hätten uns – als direkter Konkurrent im Titelkampf – natürlich interessiert. Im Burgenland wurden aber noch keine aktuellen Preise veröffentlicht. Nimmt man die Preise für die Saison-Abos als Grundlage, kann man davon ausgehen, dass wir auch im Frühling das gleiche Preisniveau haben werden. Für die DK 14/15 zahlte man für den Steher in Mattersburg um € 11 mehr als beim LASK (189/200), beim Sitzer war der LASK um € 10 teurer (270/260). Wie kann das sein – die beiden Aufstiegsaspiranten aus der „SKY GO Erste Liga” sind tatsächlich teurer als Rapid und Austria? Und wie werden eigentlich im Innviertel die Preise kalkuliert? Spannende Fragen, mit denen wir (beim Testspiel gegen Stadl Paura) LASK-Vorstand Siegmund Gruber konfrontierten.

Seine Antwort war kurz und knapp: „Wir probieren wirklich alles und würden die Preise am Liebsten halbieren! So lange wir aber bei jedem Heimspiel draufzahlen müssen, weil wir Miete zahlen müssen und keine Möglichkeit haben durch die Stadionvermarktung oder die Gastronomie zusätzliche Einnahmen zu lukrieren, brauchen wir jeden Euro um vernünftig kalkulieren zu können!”.

Nun gut, schlauer waren wir nach dieser sehr kurzen Unterhaltung nicht geworden, denn vor Allem zum Vergleich mit anderen Klubs gab es kein weiteres Statement. Für uns war das Grund genug für eine Nachtschicht im www…In einem ersten Schritt möchten wir unsere Gedanken über die unterschiedlichen Sponsorenstrukturen mit euch teilen:

SK Rapid Wien:

Insgesamt 45 Partner scheinen auf der Homepage des SK Rapid in der Rubrik Sponsoren auf.
Als Hauptsponsor fungiert der städtische Energieversorger „Wien Energie” und das hat mit politischer Einflussnahme ganz bestimmt nichts zu tun! Dass diese Kooperation noch aus einer Zeit stammt, in der die SPÖ die absolute Mehrheit in der Stadtregierung hatte und mit Rudolf Edlinger ein ehemaliger SPÖ-Finanzminister Rapid-Präsident war, ist garantiert nur Zufall! Genau gleich verhält sich das bestimmt bei der „OMV” und beim „Flughafen Wien Schwechat”.
Mit der „Allianz” gibt’s dann noch einen international tätigen Versicherungskonzern, der als Namensgeber des neuen Stadions und Premiumpartner präsent ist. Dahinter folgen eine Reihe von sogenannten Poolpartnern – und mitten drin, eine riesengroße Überraschung: Da prangt doch tatsächlich auch das Logo des OÖ Fremdenverkehrsverbandes.

Man könnte den Eindruck bekommen: Das Budget des SK Rapid ist Großteils politisch finanziert!

Austria Wien:

Die Austrianer sind auf jeden Fall fleißige Sponsorensammler, mehr als 100 verschiedene Partner scheinen auf der Homepage auf. Interessant ist auch hier ein Blick auf die vier erstgenannten Geldgeber: Hauptsponsor ist die „Verbund AG”, die zu 51% uns allen gehört (der Republik Österreich). Auf gut Deutsch finanzieren wir alle Monat für Monat Coach Gerald Baumgartner und sein Team mit! Auch der international tätige Versicherungskonzern darf nicht fehlen (Generali) und besonders interessant scheint uns das Engagement des Mobilfunkers „T-Mobile” bei der Austria. Auch das hat mit politischer Einflussnahme garantiert nichts zu tun! Ebenso wenig, wie beim „Flughafen Wien Schwechat”. Bürgermeister und Landesvater Michael Häupl ist zwar Vorsitzender des Austria Kuratoriums und die Stadt Wien ist das einzige österreichische Bundesland, das seinen Mobilfunkverkehr über T-Mobile abwickelt… aber das Eine hat mit dem Anderen bestimmt nichts zu tun!

Man könnte trotzdem den Eindruck bekommen: Das Budget der Wiener Austria ist Großteils politisch finanziert!

Sturm Graz:

Bei insgesamt nur 31 Partnern ergibt sich trotzdem ein ähnliches Bild, wie bei den Kollegen aus Wien. Zwar ist der Hauptsponsor mit „Puntigamer” unverdächtig, unter den Premiumpartner findet man dafür aber gleich 4 Sponsoren aus dem Dunstkreis von Stadt und Land: „Energie Graz”, „Energie Steiermark”, „Graz Holding” und „Land Steiermark”

Man könnte den Eindruck bekommen: Das Budget des SK Sturm ist Großteils politisch finanziert!

SV Ried:

Die Innviertler lassen wir jetzt mal aus! Im Zuge unserer Recherchen sind wir auf Unterlagen gestoßen, die aus unserer Sicht eine richtige, bodenlose Frechheit sind! Gebt uns da noch eine Woche Zeit, wir sind schon dabei das aufzuarbeiten! WARNUNG: Sollte jemand von euch unter Bluthochdruck leiden, möchten wir schon jetzt von der Lektüre des Artikels abraten!

LASK:

Den Verantwortlichen gebührt auf jeden Fall riesengroßer Respekt! Von fast 0 auf 63 Sponsoren und Partnern in gerade mal einem Jahr. 19 Freunde die die Geschicke des Vereins in die richtigen Bahnen gelenkt haben und zahlreiche Unternehmen, die Wort gehalten haben und nach den dunklen Jahren unter PMR wieder eingestiegen sind. Schaut man sich diese 63 Partner aber genau an (vor allem, nachdem man sich bei den anderen Vereinen schlau gemacht hat), vermisst man etwas… Richtig! Jene Unternehmen, die unter direktem politischem Einfluss stehen. Zwar ist das „Land OÖ” auf der Sponsorenliste angeführt, was wohl in erster Linie dem unermüdlichen, persönlichen Engagement von Landesrat Michael Strugl zu danken ist, von echter finanzieller Unterstützung ist uns aber nichts bekannt.

Und dann gibt es da noch die „OÖ Versicherung”. Natürlich ist auch dieses Sponsoring dem politischen Spektrum zuzuordnen, der Generaldirektor der OÖ Versicherung ist der ehemalige ÖVP Landesrat Josef Stockinger. Eine Gold-Partnerschaft ist bestimmt ein wichtiger Beitrag, kostet für den großen Landesversicherer aber kein Vermögen. Vor allem sind es Peanuts im Vergleich zu den Beträgen, die die OÖV in der Rieder „Keine Sorgen Arena” investiert. Die Stadt Linz ist lediglich beim Sponsor „Blue Danube Airport” beteiligt – mit dem Betrag könnten sich vielleicht die Kosten für 2 Heimspiele ausgehen. Ansonsten gibt es ausschließlich Unternehmer, die eigenes Geld in den Verein pumpen.

Man könnte den Eindruck bekommen: 19 „verrückte” Idealisten versuchen den LASK und damit den Linzer Fußball wieder auf Vordermann zu bringen. Die Politik schaut dabei zu, ab und an sogar vom VIP Klub aus…Und mancher Politiker schaut nicht nur zu, sondern arbeitet auch noch ganz bewusst dagegen (BGM Lugers Neuerungen in der Sportförderung – wir berichteten >>>Die SPÖ und ihr Spiel mit der gerechten Sportförderung<<< )

Warum aber bezeichnen wir unsere 19 Freunde des LASK als „verrückte” im absolut positiv gemeinten Sinne? Nun, lasst uns mal 1 und 1 zusammenzählen:
Zu Saisonbeginn hieß es: „Bei der Budgetkalkulation haben wir mit durchschnittlich 3.000 Zuschauern gerechnet!”. Wir können davon ausgehen, dass 3.000 zahlende Zuschauer gemeint waren, denn mit Kindern und Freikarten-Zuschauern muss man nicht kalkulieren. Nun haben wir einen Zuschauerschnitt von gut 3.000, aber die zahlen bei Weitem nicht alle Eintritt, da sind Kinder dabei und die Freikarten, die mit den Sponsorenpaketen vergeben wurden. Grobgeschätzt liegt der Durchschnitt der zahlenden Zuschauer bei rund 2.000. Dazu kamen noch die Verpflichtungen von Christopher Drazan, Nikola Dovedan, Peter Michorl und zuletzt Stefan Savic.
Mit dem ursprünglich kalkulierten Budget geht sich das wohl nicht aus – das heißt: Jeder Freund wurde oder wird zusätzlich zur Kasse gebeten, muss/darf Geld nachschießen um den angepeilten Aufstieg in die Tipico Bundesliga zu ermöglichen!

Was ist in Linz, in Oberösterreich aber anders? Was unterscheidet uns von den anderen Bundesländern? Zahlen wir geringere Energiekosten, weil die Versorger beim Sponsoring sparen? Zahlen wir weniger kommunale Abgaben, weil die Stadt Linz bei der Miete fürs verhübschte Stadion mit undichtem Dach und Ostblockcharme abkassiert, anstatt ein zeitgemäßes Fußballstadion zur Verfügung zu stellen? Zu früh gefreut, wir sparen uns nichts! Die „Stadt Linz” und die „Linz AG” sind im Sportsponsoring aktiv, beide unter anderem beim FC Blauweiß Linz. Und auch der Landesversorger, die „Energie AG” unterstützt Schwimmer, Skifahrer und Skispringer.

Und noch etwas gibt es natürlich, wo die Gelder von politisch gesteuerten Unternehmen geparkt werden (müssen). Das Linzer Musiktheater – auch dort findet man die „Energie AG”, die „Linz AG” aber auch die „WAG” (Wohnungsanlagengenossenschaft) prominent vertreten. Natürlich zusätzlich zu den 14 Mio. Euro die allein von der Stadt Linz zur Finanzierung der laufend Kosten im Jahr 2013 bezahlt wurden (lt. Subventions- und Transferbericht 2013, 5,2 Mio. ans Land OÖ und 8,8 Mio. direkt ans Landestheater).

Die grundsätzliche Frage „soll die öffentliche Hand Fußballvereine direkt oder indirekt subventionieren?” ist legitim. Von uns gibt es darauf auch eine klare Antwort: Ja! Denn es geht um viel mehr, als nur um den Spielbetrieb einer Kampfmannschaft. Es geht hier vor allem auch um die Nachwuchsarbeit, die geleistet wird. Und hier sprechen wir nicht nur von der fußballerischen Ausbildung, sondern auch von klassischer Kinder- und Jugendbetreuung, von ehrenamtlicher Integrationsarbeit, von Erziehung. Fußball verbindet, überwindet Grenzen und formt – gerade in jungen Jahren – Menschen.

Schade ist nur, wenn die Städte und Bundesländer (und somit die Politik) in Österreich die Mittel und Ressourcen hier derart ungerecht „verteilt”! Das ist in Wahrheit nicht nur Wettbewerbsverzerrung, sondern auch ein Fall für die Gleichbehandlungskommission. Denn wie kommen wir LASK-Fans dazu, mehr Eintritt zahlen zu müssen als die Fans der Austria, nur weil die Stadt Wien die Austria und somit die Kartenpreise stützt, während Linz und OÖ den LASK ziemlich alleine lassen? All das müsste eigentlich schon ausreichen, um die Diskussion über die Eintrittspreise beim LASK ein für alle Mal zu beenden. Aber wir versprechen euch schon jetzt, wir legen da noch nach!

Unser LASK ist auf jeden Fall jeden €uro wert!

Seit1908
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