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28. September 2016
Von kleinen Teufelchen, Aufhellern und jungen Derby-Siegern

Was macht der leidenschaftliche LASK-Anhänger mit dem Rest des Wochenendes wenn am Freitagabend wieder einmal der dumme Spruch von der Leidenschaft, die Leiden schafft, Wahrheit geworden war und das Derby gegen den Lieblingsgegner aus der eigenen Stadt verloren worden war?
Er versucht, seine schlechte Laune nicht allzu sehr nach außen zu kehren, damit keiner der Lieben daheim darunter leiden muss und … er sucht … nicht nur nach Erklärungen für die Niederlage, sondern auch etwas, das die Stimmung wieder heben könnte. Zum Glück endet die Suche mit einem Finden, dem Finden des U-16-Derbys am Spielplan mit den gleichen Kontrahenten wie einen Tag und zwei Nächte davor. Das könnte man sich live anschauen. Ein riskantes Unterfangen? „Nein“, so gibt der Anhänger sich selbst die Antwort. „Die U-16 des LASK ist sehr stark und jene des Rivalen ein Neuling in der Liga mit Anlaufschwierigkeiten.“ Doch da meldet sich bei unserem Fan das kleine, böse Teufelchen und lacht: „Ha, diese Sätze kenne ich: LASK – sehr stark, Blau-Weiß Liga-Neuling, Startschwierigkeiten … das war doch am Freitag nicht anders und – wie ist es ausgegangen?“ Der leidgeprüfte Schwarz-Weiße will diesen Einwand nicht gelten lassen. „Das ist Nachwuchs-Fußball, die hängen sich bestimmt genügend rein, die haben der starken Union Edelweiß 10 Tore geschossen, die …“ Das kleine Teufelchen scheint von den Gedanken unseres LASKlers gar nicht beeindruckt zu sein. „Ja, ja argumentiere nur. Ich weiß, die Jung-Schlümpfe werden auch dort um ihr Leben rennen und Derbys haben eigene Gesetze.“ Da war er wieder, dieser unselige Satz, der nur dann „super“ ist, wenn man selbst der Außenseiter ist. Der „seit1908 – Supporter“ (nein, so alt ist er dann doch nicht, aber so vermeidet man Wortwiederholungen) gibt auf – aber nur den Streit mit seinem inneren Widersacher, er gibt nicht auf, die Absicht, das Spiel zu besuchen, zu genießen, einen Sieg der jungen schwarz-weißen Helden zu sehen und den Leserinnen und Lesern von seit1908.at davon zu berichten.
Erfreulicherweise konnte sich sein Sohn – LASK-mäßig emotional in der gleichen Lage und noch dazu ein fleißiger Groundhopper – dazu entschließen, einen – weil nur Nachwuchs-Spielstätte – nicht ganz leicht zu erreichenden Stadionpunkt anzustreben. So machten sich der Chronist und der Fotograf am Sonntag, 25. September 2016 auf zur 11.00 Uhr-Matinee ins „Günter Baier – Stadion“/ „Schiffswerftplatz“, um eben dieses U-16-Derby in der Oberösterreichischen Nachwuchsliga zu besuchen.
Schon am Weg zum Ort des Geschehens und auch als man dort angekommen war, fiel auf, dass dieser Teil von Linz und der blau-weiße Fußballklub eigentlich recht gut zusammenpassen. Der etwas raue Charme dieser Gegend trug wohl dazu bei, hier mitten in einem Wohngebiet einen Sportplatz als Außenstelle für den Nachwuchs zu adaptieren. Ein kleines, aber feines „Sportplatz-Beisl“ mit zahlreichen Erinnerungsstücken aus dem blau weißen Paralleluniversum erweckte in uns die Sehnsucht nach einem ähnlichen Stück Heimat für unseren schwarz-weißen Herzensklub. Und Erinnerungsstücke an ehemalige und aktuelle Erfolge hätten wir allemal mehr zu präsentieren als unsere Freunde aus der Schiffswerft oder dem Donaupark oder der Gugl oder vielleicht auch bald aus dem Innviertel, wenn man vielleicht gezwungen ist, das Cupspiel gegen Rapid dort auszutragen.

Mehr noch als mit dem Spielort hat dieser Klub ja seine Sorgen mit der Identität und dem Namen.
Der „Fußballclub Blau-Weiß Linz“ ist eine Mischung aus zwei blau-weißen Linzer Werksklubs bzw. Arbeitervereinen. Der eigentliche Vorfahre ist der 1934 gegründete „Sportverein Austria Tabak Linz“, seinerzeit – rauer Charme – von allen Linzer Fußballinteressierten nur „Tschickbude“ genannt. Der zweite – für die Fans ungleich wichtigere – Bezug ist jener zum ideellen Vorgängerverein FC Linz, 1946 als SK Voest Linz gegründet, später auch FC Voest Linz, FC Salesianer Miettex Voest Linz,
FC Stahl Linz, FC Keli Linz und eben FC Linz. Dieser Klub hörte 1997 zu existieren auf als die beiden Linzer Bundesligavereine „fusionierten“. Als eine „Fusion“ wurde dieser Zusammenschluss zwar verkauft, in Wahrheit war es aber eine Auflösung des schwer verschuldeten FC Linz und eine Übernahme durch den LASK. Geblendet von den Visionen der Stadt-Politiker, die den neuen „Großklub“ schon in der Champions League sahen und dem LASK im wahrsten Sinne des Wortes das Blaue (!) vom Himmel versprachen, ließ sich auch LASK-Präsident Wolfgang Rieger auf den Deal ein, konnte uns aber glücklicherweise Name und Farben zu hundert Prozent erhalten. (Das eigentlich ja überflüssige „Linz“ hinter LASK ist kein blaues „Fusions-Linz“, wie auch viele Medien oft falsch verbreiten, sondern wurde vom LASK bereits über ein Jahr vorher selbst angenommen, um die Stadt besser repräsentieren zu können.)
Der LASK hatte von dieser „Fusion“ außer (nicht eingehaltenen) Versprechungen und anfangs drei, vier Spieler auch nie wirklich Vorteile. Die Blauen aber hatten ihren Verein verloren und ein erheblicher Teil ihrer Anhängerschaft fand eine neue Heimat am „Tschickbude-Platz“, den man alsbald den vielleicht etwas zu eleganten Namen „Donaupark-Stadion“ verpasste.

Einige wenige ältere Kiebitze waren an diesem Sonntagvormittag schon anwesend, aber den meisten der übrigen etwa 50 bis 60 Zusehern, vor allem Eltern der jugendlichen Spieler, dürfte diese Episode der Linzer Fußballgeschichte eher unbekannt und wohl auch weitgehend egal gewesen sein.
Allen gemeinsam war aber die Vorfreude auf ein interessantes Nachwuchs-Derby, das durch das Spiel der „Großen“ so kurz davor noch einmal etwas mehr an Brisanz gewann.

Die beiden Teams begannen eher vorsichtig, wobei unsere SPG LASK / Pasching sofort das Kommando über das Spiel übernahm. Geduldig versuchten die schwarz-weiß gewandeten Kicker ihre technische Überlegenheit auszunützen und in zählbare Erfolge umzumünzen. Das gestaltete sich jedoch als schwieriges Unterfangen. Immer wieder blieb man an der Abwehrmauer, die die in königsblauer Farbe angetretenen Gastgeber errichteten, hängen. Mit der Leidenschaft des Außenseiters verteidigten sie ihr Revier. So fanden die Favoriten in den ersten fünfzehn Minuten Chancen vor allem nach Standards vor, doch keiner der zahlreichen Kopfbälle nach Ecken oder der Schussversuche fand sein Ziel.
Ein Ballverlust im Mittelfeld der Unsrigen führte zu einer ersten Gelegenheit für die Blauweißen, denn ihr Angreifer wurde an seinem Sturmlauf Richtung Tor etwas unsanft gehindert und so gab es Freistoß aus etwa 20 Metern. Dem Chronisten schwante schon Böses, als er sah wer sich auf blauweißer Seite den Ball zu Recht legte. Den Schützen – Anes Avdic – kennt er nämlich schon seit dieser noch in der U-8 von Union Babenberg Linz-Süd spielte. Nicht nur dass dieser mittlerweile junge Mann, Jahrgang 2002, auf praktisch allen Positionen einsetzbar ist, Freistöße pflegte er mit schöner Regelmäßigkeit im Tor unterzubringen. Und die böse Vor-Ahnung täuschte nicht. Geschickt zirkelte Anes Avdic den Ball über die Mauer hinweg Richtung obere rechte Ecke und auch unser Torhüter Samuel Schwarz konnte den Ball nicht mehr erreichen. Der krasse Außenseiter lag – ohne bislang etwas für das Spiel nach vorne getan haben zu können – in Führung.
Schon drohte sich das kleine Teufelchen wieder zu melden und etwas von „hab‘ ich’s doch gewusst und eigene Derby-Gesetze und so weiter“ zu murmeln. Doch unsere Jung-Athletiker wussten zum Glück wie man so ein Teufelchen rasch zum Schweigen bringt. Nur zwei Minuten nach dem Gegentor gelang Raul Florucz eine geschickte Vorlage auf den mit nach vor geeilten David Prosl und dem langjährigen Nachwuchsspieler des LASK gelang aus kurzer Distanz der so wichtige rasche Ausgleichstreffer. Noch aber wehrten sich die Jung-Schlümpfe auch in den nächsten Spielminuten nach Kräften. In Minute 27 hatten sie sogar die Chance zur erneuten Führung, doch ihr Stürmer zielte mit dem linken Fuß knapp am rechten Pfosten vorbei. Ähnlich erging es auf der Gegenseite Florian Lehner, der nach einem prächtigen Alleingang ganz knapp am linken Torgestänge vorbeischoss. Ebenfalls einen Alleingang wagte kurz darauf Raul Florucz. Mit eisernem Willen und etwas Glück konnte er mehrmals am Ball bleiben und zum 2:1 für unsere Farben einschießen (39.). Mit ebendiesem starken Willen und der Bereitschaft, keinen Ball verloren zu geben, glänzte auch kurz darauf Alexander Raffeiner, der eine nur kleine Unsicherheit in der blauen Abwehr mit großem Einsatz nützte, um selbst an den Ball zu kommen und diesen aus etwa zehn Metern ins verwaiste Tor zum 3:1 zu schieben (45 + 1). So ging man nach einer schwierigen Spielhälfte doch mit einem feinen Zwei-Tore-Vorsprung in die Pause.
Da strahlte nicht nur die Herbstsonne um die Mittagszeit, sondern auch das schwarzweiße Herz – kann ein Herz strahlen? Egal, Halbzeit zwei lud noch mehr zum Strahlen ein.
Mussten in Hälfte 1 noch eher starke Einzelaktionen den Abwehrriegel des „Stahlstadtklubs“ -die Blauen haben ein Talent für fragwürdige Selbstbezeichnungen, man erinnere sich an die grandios gescheiterte „Wir sind Linz“– Kampagne nach dem Lizenzentzug für den LASK – durchbrechen, so setzte sich nun die höhere individuelle Klasse auch in Form von tollen Spielzügen in hoher Geschwindigkeit durch. Immer wieder konnten die Gastgeber nur staunen über herrlich herausgespielte Aktionen und – ja – auch Tore. Unsere Burschen schraubten das Score sukzessive in die Höhe. In Minute 54 spielte Marko Aleksic einen glänzenden Pass auf Tobias Seyr. Der körperlich nicht allzu große Tobias zeigte in dieser Situation wieder einmal seine spielerische Größe. Mit hoher Selbstverständlichkeit bändigte er den aufspringenden Ball und verwertete ihn zeitgleich mit einem wunderbaren Lupfer über den Tormann zum 4:1 (54.). Gut fünf Minuten später verfehlte er selbst in einer ähnlichen Situation den Ball nur hauchdünn. Doch wiederum nur wenige Minuten darauf zirkelte der heute so auffällige Raul Florucz einen Freistoß genau auf den Kopf von Aaron Volkert, der keine Mühe hatte, sicher zu verwerten – 5:1 (66.). In Minute 76 nutzte David Prosl den kleinen Platz und seine Einwurf-Stärke zu einer gefährlichen Hereingabe bis in Tornähe. Die drohende Gefahr veranlasste offenbar einen Verteidiger seinen Tormann mit seiner Hand unterstützen zu wollen. Schiedsrichter Roman Smolinski blieb keine andere Wahl: Elfmeter für die SPG. Dieser wurde zu einer Angelegenheit für unsere Nummer 19. Ganz sicher verwertete Petar Marinkovic zum 6:1 (77.). Kurz vor Ende der Partie erhöhten unsere spielfreudigen Jungs noch einmal das Tempo. In Minute 86 setzte sich wieder einmal auf links Alexander Raffeiner durch und sorgte diesmal gleich selbst für den gelungenen Abschluss. Kaum sichtbar, um nicht provokant zu wirken, aber doch stolz zeigte er kurz auf unser Vereinswappen an seinem Dress. Nach Raffeiner trug sich noch ein weiterer Sohn eines ehemaligen LASK-Spielers in die Torschützenliste ein. Nach mehreren Situationen wo er Pech im Abschluss hatte, gelang Fabio Weissenberger, Sohn von Markus Weissenberger, in Minute 88 doch noch sein verdienter Torerfolg. Dieser Treffer – mit großem Einsatz aus kurzer Distanz erzielt – bedeutete den Endstand. Mit 8:1 für Schwarzweiß endete somit das U-16-Derby. Mit fairen Gesten und kurzen Gesprächen verabschiedeten sich Spieler und Trainer voneinander.

Verabschiedet hatte sich auch längst das kleine Teufelchen im Ohr des Schreibers, es hatte einsehen müssen, dass auf unsere U-16 Verlass war. Die Herbstsonne strahlte immer noch und der Nachmittagskaffee schmeckte dem leidenschaftlichen LASKler schon etwas besser – er verwendete einen so genannten Aufheller – und plötzlich war der Kaffee nicht mehr nur schwarz, sondern schwarz-weiß. Ähnliches hatte die U-16 geschafft – sie war unser Aufheller nach der Derby-Niederlage – Danke Burschen! – und nach den nächsten beiden Derbys der „Großen“ werden wir keinen Aufheller brauchen, da wird es auch dort den „richtigen“ Sieger geben – ganz bestimmt! Und an unserer Überzeugung ändert sowieso kein Resultat etwas: „Jeder Junge – und jedes Mädel – weiß, Linz ist nur schwarz-weiß!“

Stimme des Trainers Manuel Mayrhofer:

„Ich freue mich mit den Burschen und für den LASK über den schönen Sieg! Die Jungs haben das gut gemacht. Der Gegner stand lange hinten sehr kompakt und auch der enge Platz kam ihnen da entgegen. Ich wurde aber auch in der 1. Hälfte, als es lange 0:0, 0:1 und 1:1 stand, nicht unruhig. Ich wusste, wir haben ausreichend Qualität in der Mannschaft, um das hier klar in unsere Richtung zu lenken. So kam es dann auch. Letztlich war es eine Frage der Zeit, wann sich unsere höhere Klasse durchsetzen würde.
Über das Derby der Kampfmannschaften haben wir vor dem Match kurz gesprochen – wer es gesehen hat, was ihm aufgefallen ist usw. Ein wenig konnte ich Spiel und Ergebnis vom Freitag schon auch psychologisch als Motivationshilfe einbauen.
Wir werden den hohen Sieg richtig einordnen und in Testspielen gegen Akademie-Mannschaften und in der Youth Performance League gegen starke bundesligaerprobten Gegner weitere Erkenntnisse über unsere Stärken und Schwächen gewinnen.“

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Statistik

Oberösterreichische Nachwuchsliga – U-16 Herbstmeisterschaft 2016, Runde 5

Sonntag, 25. September 2016, 11.00 Uhr, Linz,
Günter Baier-Stadion / Schiffswerftplatz  
50 Zuschauer, Schiedsrichter Roman Smolinski

FC Blau-Weiß Linz – SPG LASK / Pasching                                                1:8 (1:3)

Tore SPG LASK / Pasching:     Alexander Raffeiner (45 +1; 86.), Raul Florucz (39.), David Prosl (18.), Tobias Seyr (54.), Aaron Volkert (66.), Petar Marinkovic (77., Elfmeter), Fabio Weissenberger (88.).

Für die SPG LASK / Pasching im Einsatz:
PRIX Simon, SCHWARZ Samuel; ABLINGER Philipp, ALEKSIC Marko, FLORUCZ Raul, JAKSA Nico, LEHNER Florian, MARINKOVIC Petar, ORASCANIN Muhamed, PROSL David, RAFFEINER Alexander, SADRC Elias, SEYR Tobias, VOLKERT Aaron, WEISSENBERGER Fabio, WÜRTZ Andreas.

Quelle zur Statistik: www.fussballoesterreich.at

Bericht für seit1908.at: Günther Waldhör
Fotos:                           Christian Waldhör

Waldhör Günther