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21. July 2018
Zur Lage im Verein

Als Anfang Juli der Wechsel von Herrn Gebauer zum LASK bekannt wurde, waren auch meine ersten Gedanken nicht gerade positiv, im Gegenteil. Eigentlich sind sie das auch heute noch. Viel ist seither geschrieben worden, auf Papier, in den Computer, aufs Handy, auf Wände. Vieles zurecht, manches unter der Gürtellinie, manches roch meiner Meinung nach etwas nach Diktatur, man hätte bei manchen Kommentaren fast meinen können, als Fußballfan sollte man nur noch anfeuern, Geld im Stadion lassen und ansonsten bei Vereinsthemen den Mund halten – kritische Kommentare wurden oft mit Beschimpfungen sowohl gleichgesetzt als auch beantwortet – wie paradox.

Fakt ist: die Personalie bewegt die Gemüter und das tut sie unter Anderem deshalb, weil neben vielem Positivem auch einiges falsch läuft im Verein, auch nach dem 24.12.2013.

Klar ist, dass wir uns vom Regionalligisten mit Aussicht auf den Tod des Vereins zum Europacupteilnehmer gewandelt haben. Klar ist auch, dass wir uns vom jährlichen Wackelkandidaten in Sachen Lizenz zu einem finanziell gut geführten Verein entwickelt haben. Auch ein neues Stadion wird derzeit auf Schiene gebracht, wir erhielten zu einem Teil das alte Wappen zurück, das redundante Linz wurde endlich aus dem Namen gestrichen, wir haben die billigsten Dauerkarten der Liga, unser Präsident stellt sich gerne mal mit Badelatschen auf die Nord und trinkt beim persönlichen Gespräch seinen Spritzer. Klingt alles nach heiler Fußballwelt und wenn ich ehrlich bin, ist es das für mich auch fast. Aber eben nur fast.

Einige Dinge stoßen auch mir sehr sauer auf. Da ich nicht persönlich an Gesprächen zwischen Fanvertretern und Verein teilnehme und daher zu wenig Einblick bei manchen Themen habe, möchte ich mich auf offensichtliches fokussieren.

Da wäre einmal die Sache mit dem Fußballclub Juniors Oberösterreich. Ohne dies genauer zu kommunizieren, wurde unsere Amateurmannschaft spätestens im Frühjahr zu Grabe getragen. Beteuerungen von Offiziellen, dass es, da der neue Verein auch einen Teil des Nachwuchs übernimmt, einem 11-jährigen doch egal sei, für welchen Verein er aufläuft, tun mir im Herzen weh und sind unwahr. Dass wir nun den oft und zurecht kritisierten Lieferinger Weg gehen und keine Amas mehr haben, find ich nicht minder schade – und auf langfristige Sicht auch für den Verein nicht gut.

Dann wäre da diese offensichtliche Nähe zu Red Bull. Testspiele gegen diese Mannschaften häuften sich, vor allem in den ersten 2-3 Jahren, der Ära “Freunde des LASK” und wurden trotz Kritik immer wieder angesetzt. Auch wurden/werden zahlreiche Spieler vom Konzern bei uns geparkt, während wir “unsere” Jungs in aller Regelmäßigkeit im Innviertel und bei Blau Weiss abstellen und diese selten bis nie die schwarz-weiße Dress erneut überstreifen.

Und ja, auch Gebauer muss natürlich früher oder später wieder Thema dieses Textes sein. Der unglückliche Umstand, dass Nicolas Schmid kurz vor Pervans Abgang abgegeben wurde, erweist sich im Nachhinein als suboptimal. Ebenfalls die Verpflichtung einer Legende im Innviertel, die noch im März 2017 beteuerte, dass ihr Herz für die SV Ried schlagen würde. Auch ich möchte ihn eigentlich nicht in Schwarz-Weiß sehen und auch ich dachte schon daran, welche Wörter ich ihm dann an den Kopf werfen werde. Aber mit etwas Abstand siegte bei mir doch die Vernunft, die mir sagt, dass wenn uns der Verein in Gesprächen ernst nehmen soll, wir uns auch entsprechend verhalten sollten. Ich möchte den Absatz mit einer Bitte schließen und zwar an die “Das sind keine Fans”-Fraktion. Bitte unterlasst auch ihr solche Kommentare, sie sind schlicht unwahr.

All das (und einiges mehr) soll und darf kritisiert werden. Es wird aber dann ein Problem, wenn eine Personalie (Gebauer) ganz offensichtlich andere Baustellen überschattet. Wenn sich zu sehr darauf konzentriert wird, einen Spieler zu beschimpfen, anstatt konstruktive Kritik am Verein zu üben. Will man die Führung von den Werten unseres Traditionsvereins noch mehr überzeugen, und ich bin mir sicher, dass viele im Verein lernwillig sind, dann gibt es dafür bessere Mittel, als eigene Spieler zu beschimpfen. Denn – wie man in Wels sehen konnte – so treibt man einen Keil zwischen Mannschaft und Fans und sorgt obendrein für Zwist innerhalb der Fanszene. Ich bin mir sicher, dass ein großer Verein wie es unser Linzer Athletik Sportklub ist, diverse Meinungsdiskrepanzen aushält. Sofern sie über der Gürtellinie ausgetragen werden und daraus sachliche Diskussionen entstehen, können sie durchaus dienlich sein. Zurzeit vermisse ich etwas den gemeinsamen Weg, man hat das Gefühl, der Verein stellt das Sportliche über alles und manche Fans würden die großteils tolle Situation kaum schätzen, wieder andere halten den Verein für unfehlbar und “verbieten” jegliche Kritik. Hier ist ein Mittelweg zu finden und ich hoffe, dass sich alle Seiten bald wieder annähern.

In vielen Dingen würde ein Mindestmaß mehr an Kommunikation, Identifikationsbewusstsein und Werteverständnis in der Führungsetage sowie etwas mehr Selbstreflexion und Demut unter uns Fans schon helfen, das Vereinsleben nachhaltig zu verbessern. Dafür braucht es Gespräche, pointierte Spruchbänder, gemeinsame Aktionen, aber eben keine Beschimpfungen, denn so nimmt man sich selbst jede Grundlage, auf Augenhöhe mit dem Verein zu sprechen.

Denn, auch wenn der Satz als Marketingslogan eingeführt wurde, ich bin der tiefsten Überzeugung, dass wir alle gemeinsam LASK sind. Und der LASK, unser Verein, steht über allem. Über jedem Angestellten, über jedem Fan, über dir, über mir. Am Ende zählt nur der Verein.

Waldhör Christian
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