News

14. March 2011
Zurück in Liga 2

Nach der verlorenen Heimpartie des LASK gegen Wacker Innsbruck, ist die Entscheidung wohl endgültig durch. Nach nur 4 Saisonen in der obersten Spielklasse Österreichs, 57 neuen Spielern und eben so vielen Abgängen, sowie 8 LASK-Trainern, tritt der LASK – entgegen den ursprünglichen Europacup-Plänen beim Aufstieg 2007 – zur Saison 2011/12 wieder in der zweiten Liga seinen Dienst an. Ein Szenario, welches mit wenigen Mitteln wohl einfach verhindert werden hätte können.

 

Alles neu macht der Mai?

seit1908.at

Protestaktion der Fans in Graz, März 2011: Gefangen unter PMR

Die verantwortlichen Köpfe in der LASK-Führungsetage müssten sich eingestehen – die Talfahrt des LASK, die sich nicht nur auf sportlicher Ebene abspielte, ist hausgemacht. Wer bei der Kaderplanung so planlos vorgeht, den zweitgrößten Wirtschaftsstandort Österreichs nicht annähernd nutzen kann und dem traditions- und fanreichen LASK einen Pseudo-Buisness-Anzug überstreift, der ihm in den nächsten 100 Jahren noch nicht passen wird, sollte folgerichtig handeln und sich aus dem Fußballgeschäft zurückziehen. Frank Rost, Torhüter des HSV, hat nach der 0:6-Schlappe der Hamburger in München Dinge anklingen lassen, die auch sehr gut auf die Situation des LASK passen würden: “Ich bin jetzt 4 Jahre in dem Verein. Es kamen viele neue Spieler und insgesamt 5 Trainer. Doch was hat sich geändert? Die Probleme sind doch die gleichen“, spielt Rost auf die undurchsichtige, inkonstante Vereinsführung an und fügte hinzu: “Glauben Sie, wir Spieler gehen mit so einem breiten Kreuz ins Spiel, wenn wir wissen: Nächstes Jahr werden eh’ alle ausgetauscht?“.

So kann man die Situation in Linz gut vergleichen. Präsident Reichel sieht sich nach wie vor als der richtige Mann für die Position als LASK-Oberhaupt. Eine Schuld sucht er nicht unbedingt bei sich selbst. Jährlich zu viele Wechsel im Kader – die Schuld der Trainer. Kein ordentliches Budget auf die Beine gestellt – die Schuld von Stadt, Land und Wirtschaft. Das schlechte Standing des LASK in der Öffentlichkeit – die Schuld der Fans! “Sicher habe ich Fehler gemacht“, gestand sich Reichel zwar einst in einem Interview ein, lies es aber dann doch wieder so aussehen als wären ihm die Hände gebunden: “Es ist immer noch nicht gelungen, Stadt, Land und Wirtschaft geschlossen hinter dem LASK zu vereinen.” Das diese Haltung eng mit der Person Peter-Michael Reichel verknüpft ist, ist  (ua. durch Aussagen von Sponsoren und ÖFB-Präsident Leo Windtner) mittlerweile ja auch kein Geheimnis mehr.

Wertloses Engagement

Im gestrigen Interview mit dem Tagesblatt ÖSTERREICH lies PMR jedoch Interessantes los: “Falls ein großer Geldgeber kommt und es zur Bedingung macht Präsident zu sein, räume ich gerne meinen Sessel. Ich sehe mich sowieso mehr als Investor.” Das passt zumindest logisch ins Konzept. Reichel – der im Fußball Marketing vor sportlichen Erfolg stellt – rechnet gnadenlos wirtschaftlich. Der Wert der “Marke” LASK sollte durch eine Europacup-Teilnahme stetig steigen, ehe der Geschäftsmann den Deal seines Lebens einfädelt. Der LASK ist für Reichel ein reines Investment. Dass ihm die völlige Kompetenz als alleiniger Entscheidungsträger im emotionsgeladenen Métier Fußball fehlt, spielt ihm an der gewünschten Gewinnvermehrung nicht unbedingt in die Karten. Dass ein Fußballverein eigene Regeln und Strömungen hat, die unbedingt eingehalten werden müssen um Erfolg zu haben, ist ihm halt einfach fremd. So kommerziell der Fußball in Europa mittlerweile auch ist – ein Fußballklub kann nicht von einem Investor, ohne jeglichen Bezug zur Fußballwelt, geführt werden. Diese Saison beim LASK, mit all ihren chaotischen Zügen und dem – sagen wir es mal so deutlich – fixen Abstieg, ist ganz einfach der verdiente Ertrag aus der jahrelangen, verfehlten Aufbauarbeit.

Was passiert nun?

seit1908.at

Bleiben die jungen Spieler dem LASK beim Abstieg erhalten? Im Bild: Thomas Piermayr

Der aktuelle Trainer Walter Schachner besitzt einen Vertrag bis zum Ende der Saison 2011/2012. Er soll den LASK im kommenden Jahr wieder fit für die Bundesliga machen. Die Mission “sofortiger Wiederaufstieg” wird aber kein Honiglecken. Die zweite Liga in Österreich hat so seine Tücken. Im Kader wird sich wieder Entscheidendes ändern. Die Ausländerregelung wird beim Abstieg verschärft. Nur noch drei Plätze hat der LASK in Liga zwei für Legionäre zur Verfügung. Die spanischen Neuzugänge Tenesor, Santana und Lopez werden den LASK wohl wieder verlassen. Wünschenswert wäre mit Sicherheit, dass zumindest Einer dieser Drei in Linz bleibt. Eine Weiterverpflichtung von Stürmer Aridane Tenesor wäre durchaus sinnvoll. Die Verträge von Zickler, Aufhauser, Lukás und Chinchilla werden wohl nicht mehr verlängert. Auch bei Justice Majabvi stehen die Zeichen auf Abschied. Sein Kontrakt läuft mit Ende dieser Saison beim LASK aus. Ob sich Spieler wie Mandl, Kragl, Bubenik, Kaufmann oder Sulimani die zweite Liga mit dem LASK antun, bleibt abzuwarten. Die Jungen Hart, Piermayr, Trauner oder Höltschl hingegen, könnten in der zweiten Liga durchaus zum Stammpersonal der Linzer angehören. Auch für Cem Atan könnte die zweite Liga der gewünschte Neustart sein.

Handlungsbedarf besteht beim LASK auf jeder Position. In der Verteidigung ist der junge Florian Maier eine mögliche Alternative aus dem eigenen Kader. Eine mögliche Verstärkung im Sturm könnte der Vienna-Goalgetter Rade Djokic sein. Beim Tabellenletzten der “Heute für Morgen”-Liga, traf der gebürtige Bosnier in 21 Spielen 12 mal und bereitete weitere 11 Treffer seiner Mannschaft vor. Auch beim SV Grödig tummeln sich interessante Spieler. Matthias Hattenbergers Vertrag läuft mit Ende der Saison aus. Auch eine Rückholaktion von Daniel Sobkova könnte Sinn machen. Vielleicht überrascht uns der LASK aber auch wieder mit einem Supercoup, wie er es damals mit der Verpflichtung von Ivica Vastic schaffte. Muratovic (Sturm Graz), Kolousek (Wr. Neustadt) oder Vorisek (Austria Wien) lassen grüßen!

Jetzt mal ehrlich….

Es hilft jedoch alles nichts, wenn in der Vereinsführung wieder alles beim Alten bleibt. Der bittere Gang in die zweite Liga muss auch für einen Umbruch in der LASK-Führungsetage genutzt werden. Keine Sponsoren-Millionen, keine Superstars am Rasen und auch kein neues Stadion würde die Zukunft des LASK so sehr positiv beeinflussen. Um hier Schachners Worte zu benutzen: “Man muss der Realität ins Auge sehen“. Und die sieht schon seit langer Zeit die Ablöse von Peter-Michael Reichel als LASK-Boss vor.

 
Seit1908
Tags: