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15. July 2016
Anmerkung zur Stadionfrage
Die Wogen in der Stadionfrage gehen weiter hoch. Auch wenn heute das erste Pflichtspiel des LASK in Parndorf am Programm steht, lässt das Stadionthema weiterhin keinen kalt – ganz im Gegenteil. Wir haben heute einen Gastkommentar erhalten mit der Bitte diesen zu veröffentlichen. Da wir als Fanplattform für alle LASK´ler immer ein offenes Ohr haben, werden wir diesem Anliegen natürlich nachkommen. Es handelt sich hier um keinen offiziellen Text von “seit1908.at”, sondern spiegelt einzig die Meinung des Autoren wieder. Wenn ihr auch eure Meinung kund tun wollt, dann schickt uns eure Texte einfach per Mail an “mail@seit1908.at”. Wenn sie in einer normalen Umgangsform geschrieben sind, werden wir sie natürlich auch jederzeit veröffentlichen.
 

 
1996 sah ich mein erstes Fußballspiel im Stadion. Damals noch gegen die Austria aus Salzburg. Glorreiche Spiele konnte ich mit meinen damaligen 6 Jahren gemeinsam mit meinem Vater bestaunen. Alleine beim Klang der Namen Frigard, Weissenberger und Kauz bekomme ich eine Ganslhaut. Jedem anderen Fußballfan in Österreich werden die meisten Namen der damaligen LASK-Mannschaft wahrscheinlich nichts sagen. Für mich bedeuteten diese jedoch alles. Seit damals hat sich jedoch so einiges geändert. In diesen 20 Jahren erlebte ich mit meinem LASK die schönsten Momente. Leider überwiegen jedoch die schlechten. Alleine die Ära Reichel kostete mir etliche Schweißperlen und Haare. Rückblickend ist es irgendwie schade, dass ich zu der erfolgreichen UEFA-Cup-Zeit noch zu jung war, um alleine ins Stadion zu gehen, geschweige denn auswärts zu fahren. Damals wusste ich noch nicht einmal, was der UEFA-Cup sei. Lediglich über Klassenkollegen fand ich immer heraus, wann mein Verein das nächste Spiel hatte.
 
Mit Fortdauer meines mittlerweile jugendlichen Alters, versank auch der LASK in der Bedeutungslosigkeit. Spiele gegen Wörgl und Untersiebenbrunn standen auf der Agenda. Meinen Vater musste ich mittlerweile zwingen mit mir nach Traun zu den „Heimspielen“ zu fahren. Dank der notorischen Erfolglosigkeit war das kein leichtes Unterfangen. Auch auf der Straße wurde ich in dieser Zeit in meinem präpubertären Alter nicht nur einmal von irgendwelchen fremden Leuten wegen meines Schals oder meiner Dress angemotzt. Irgendwann war mir aber auch das egal. Immerhin stehe ich zu meinem Verein. Das begriff ich schnell. Auch in den schlechten Zeiten, an jedem Ort werde ich niemals meine Farben verstecken! Niemals!
 
Spieler kamen und gingen. Gerade in der Ära Reichel hatten wir einen Verschleiß an Akteuren, der seinesgleichen sucht. Die Trainerfluktuation lasse ich einmal weg. Langsam dachte ich mir warum ich eigentlich irgendwelche Spieler anfeuern sollte, die dann sowieso in einem Jahr wieder von dannen ziehen werden. Meine Jugendidole sind sowieso alle schon in Fußballerpension. Einziger Aufwind versprachen die beiden Rückkehrer Panis und Weissenberger. Vastic war wiederum sowieso auf einem anderen Stellenwert. Ich begriff, dass die einzige Konstante in meiner Liebe zu diesen erfolglosen, von anderen bespuckten Vereinen, die Farben, die Gugl und der Verein selber sind. Mit dieser Erkenntnis hatte ich wieder einen Grund mit einem Lächeln meinen LASK anzufeuern. Alle kommen und gehen. Das Einzige, das bleibt, ist der Verein, das Stadion und die Fans, die diesen Verein in jeder erdenklich schwierigen Lage unterstützen werden.
 
Wie sehr hasste ich die Zeit in der mein LASK sein Dasein in der zweithöchsten Spielklasse fristen musste, während in Pasching der Selbstdarsteller Grad seine Profitruppe in der Bundesliga spielen ließ. Natürlich sah ich auch einige Spiele der Paschinger im Waldstadion. In Erinnerung blieben sicher die Begegnungen im UI-Cup-Finale gegen Schalke oder gegen Zenit. Schon damals wusste jedoch jeder, dass dieser Erfolg mit einem Ablaufdatum versehen ist. Als der Totengräber Grad merkte, dass mein LASK wieder erstklassig wird, stieß er flux den gesamten Verein nach Kärnten ab. Weg war er und jedem war es egal, weil auch jeder damit rechnete. Ich dachte mir, ob dies beim LASK ebenfalls passieren könnte? Dieser Gedanke ließ mir ebenfalls keine Ruhe. Ich dachte mir, dass dies niemals passieren dürfte. Mit jedem Mittel muss gegen solche Änderungen und Vorboten angekämpft werden. Somit entwickelten sich meine ersten kritischen Gedanken gegenüber Machthabern. In der Ära Reichel prägten sich diese sowieso ins Unermessliche aus. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass man alles kritisch hinterfragen sollte. Nur dadurch sichert man seinen Vorsprung ab und vergewissert sich sich niemals auf dem bereits Geleisteten auszuruhen. Diese Denkweise wird heute nicht umsonst von allen Seiten angepriesen. Ruhe dich niemals aus. Arbeite immer an dir. Stillstand bedeutet Rückstand, usw.,…. um nur einige Phrasen der Werbeindustrie zu nennen.
 
Dass unser Bürgermeister von der anderen Seite ist, berührt mich nicht wirklich. Dass er es uns jedoch spüren lässt, dafür umso mehr. Somit würde ich alles daran setzen, um ihm eines auszuwischen. Was die Vereinsführung auch bewiesen hat. Niemand lässt sich gerne auf den Kopf scheißen, wie der Linzer zu sagen pflegt. Daher kann ich die Abwanderung für einige Zeit nach Pasching auch nachvollziehen. Noch dazu, wo am Ende des Weges unser neues Stadion wartet. Dafür bin ich gerne bereit etwas zu opfern. Auch, wenn man die Jahre davor unter Reichel betrachtet, ist diese Verlegung ja ein Klacks und kein Grund zum Aufregen. Immerhin sind wir alle gebrannte Kinder, die einiges miterleben mussten. Als ich jedoch hörte, dass kein einziges „Heimspiel“ auf der Gugl ausgetragen werden sollte, war ich sauer. Seit der Ära Reichel war ich zum ersten Mal richtig sauer auf die Führungsriege. Auf diese Gugl pilgerte ich seit 20 Jahren hinauf, sah Spiele gegen Ried, Roma und Bayern, aber auch gegen FC Kärnten, Gratkorn und Untersiebenbrunn. Nun wurde mir eine elementare Säule meiner Identität weggerissen: Die Gugl. Neben dem Verein an sich mit seinen Farben und meinen Freunden, den Fans, ein unwiederbringbares Element meines LASK‘s. Diese Entscheidung kann ich nun nicht mehr nachvollziehen. Zumal es nicht viel Unterschied macht wenigstens die Derbys und die Spiele gegen Innsbruck auf der Gugl auszutragen. Ich griff mir auf den Kopf und dachte mir, was ich nicht für ein riesiger Idiot bin. Es war ein langsamer Übergang der Verlegung nach Pasching. Anfangs nur einige Spiele wegen zeitgleicher Austragungen in der Halle. Immer mehr Spiele fanden in Pasching statt. Nun alle. Das Publikum wurde sozusagen daran gewöhnt. Man zog mir den Boden unter den Füßen weg und ich merkte es nicht einmal. Diese Erkenntnis brachte mich wieder an den Punkt zurück, jede Entwicklung kritisch zu hinterfragen!
 
Autor: Maximilian U.
Seit1908
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