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12. April 2013
Aus dem Leben eines Fans

Wir freuen uns immer wieder über Zusendungen von Fans, die hier auf unserer Plattform ihre Meinung zu aktuellen oder auch nicht so aktuellen Themen preisgeben. Nun, wir haben eine sehr gute Zusendung von Udo Hebesberger erhalten, die wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen. Viel Spaß beim Lesen.

Ich erinnere mich noch an ein Gespräch, welches ich mit einem guten Freund in Kapfenberg geführt habe. Sein Entsetzen über meine Äußerung, dass im Falle eines weiteren Abstiegs das Kapitel LASK für mich geschlossen wäre, weil ich es mir einfach nicht antun würde mir Spiele in den Niederungen der Regionalliga anzusehen, ist einfach unvergesslich.

Das Thema hatte sich dann ja auch erledigt und ich hätte nie gedacht, dass es dennoch einmal soweit kommen würde, dass wir in der Regionalliga landen. Im Gegensatz zu meiner damaligen Meinung war ich in dieser Saison bei so vielen Spielen wie schon lange nicht mehr (auch wenn es bisher dennoch nur 6 Spiele waren, darunter 2 Siege, 2 Remis, 2 Niederlagen). Dies liegt einerseits daran, dass der LASK in der Regionalliga relativ oft in meiner Nähe spielt und ich im Gegensatz zu den letzten Jahren nicht die Möglichkeit habe. dass ich mir den LASK im Fernsehen ansehe.

Dennoch ist es so, dass der Besuch der Spiele keinesfalls mehr den Charakter von früher hat. Meine aktive Zeit ist insofern beendet,  als dass ich bei meinen spärlichen Besuchen auch keine Lust mehr verspüre, zu supporten, sondern mir das Spiel ansehen möchte und mit Personen, die ich aus den früheren Jahre kenne und nur noch selten zu Gesicht bekomme, zu plaudern.

Dies mag einerseites daran liegen, dass ich in die Jahre gekommen bin, inzwischen Familie habe, wodurch es im Leben Aktivitäten gibt, die gegenüber dem Fußball Priorität besitzen.  Andererseits hängt der Verlust der Leidenschaft aber durchaus auch mit unserem ehrenwerten Präsidenten zusammen.

Bereits im August 2001 war ich nämlich der Meinung, die ich heute wieder vertrete:

 Reichel ist ein Blender
Wie soll das bloß weitergehen mit dem LASK? Mit jeder Niederlage spüre ich, wie ein Teil meines Lebens verloren geht. Mehrmals täglich stelle ich mir die Frage, ob wir in der Versenkung verschwinden werden und nur noch im Unterhaus agieren. Diese Frage ist schnell beantwortet: Nein, das sind wir schon längst.
Herr Reichel braucht nicht glauben, dass er uns an der Nase herumführen kann. Er versucht uns eine Firma als den Verein zu verkaufen, den wir lieben. Lange genug haben wir uns von diesem Mann blenden lassen und ihm geglaubt. Mittlerweile sind wir uns dessen bewusst, dass bei dieser Firma irgendwas nicht passt. Mir auf alle Fälle wurden die Augen geöffnet. Der LASK, dem wir unser Leben verschrieben haben, spielt in der Landesliga. Dort sieht man noch eine Elf, die kämpft.

Udo Hebesberger, Tamsweg ( Leserbrief in den OÖN 14.08.2001 )

Allerdings war ich damals gerade 19 Jahre alt und gerade selbst mobil geworden. Trotz aller Verzweiflung wollte ich den Glauben nicht aufgeben, dass wieder bessere Tage kommen werden. Vor allem der Gedanke, dass wir zu unserem 100. Geburtstag wieder vollkommen gesundet sein würden und der LASK in diesem Jahr den Aufbruch in eine große Ära starten würde, war in meinem Kopf verankert wie kein zweiter Gedanke.

Dieser emotionale Zugang hat meine Leidenschaft am Leben erhalten und es folgten (fantechnisch, nicht sportlich) besonders schöne Jahre in der zweiten Liga. Als dann ausgerechnet mit Ivica Vastic, Werner Gregoritsch bzw. danach Karl Daxbacher die Trendwende kam, fühlte ich mich in meinem emotionalen Denken bestätigt und gebe heute ganz offen und ehrlich zu, dass es unserem Präsidenten gelungen ist, dass auch ich mich blenden ließ. Die Jahren des Leidens schienen vorüber zu sein und jetzt sollten die 7 fetten Jahren kommen, die mich für all die sportlichen Qualen und Leiden der letzten Jahre entschädigen sollten.Ich hab auch selbst mehrmals die Aussage getätigt, dass Reichel zwar keine Ahnung vom Fußball hätte, es ihm aber gelungen sei, dass der Verein wirtschaftlich gesundet ist und es sich dabei um einen großen Verdienst seinerseits handeln würde, und ich (bzw. wir) ihm in den letzten Jahren Unrecht getan hätten. Vor allem sei mit Daxbacher jetzt ein Mann am Ruder, der Ahnung vom Fußball hat und dem Reichel freie Hand lässt. Dies sei gepaart mit den wirtschaftlichen Fähigkeiten von Reichel traumhafte Voraussetzungen.

Mit etwas Abstand muss ich heute sagen, dass diese Zeit in der Seifenblase eine sehr schöne war. Diese 2 Jahre unter Karl Daxbacher und ein ähnlicher Zustand in den Rieger Jahren, waren die mit Abstand schönsten Jahre meines Daseins als LASK-Fan. In diesen Jahren war der Glaube an einen starken LASK, der bald und nicht irgendwann die Meisterschaft holt, nicht irgendeine Illusion, sondern eine gefühlte Wahrheit. Ein schöneres Gefühl kann es als Fan nicht geben.

Das Problem dabei ist allerdings, dass der Aufprall am Boden nachdem die Seifenblase zerplatzt ist, besonders schmerzvoll ist. Die Posse um den Abgang von Karl Daxbacher zur Austria hat mich damals aus meinem Traum aufwachen lassen. Ich weiß bis heute nicht, ob der Zorn auf mich, weil ich mich wider besseren Wissens täuschen ließ, oder die Enttäuschung, dass es offensichtlich war, dass der LASK (in dieser Konstellation) niemals ein Teil der großen Fußballwelt im kleinen Österreich sein wird, größer war.

Auf alle Fälle hat diese Situation in mir etwas verändert. Von diesem Tage an habe ich das Linzer Stadion nicht mehr betreten und war nur noch sehr spärlich bei Auswärtsspielen dabei. Zugegebenermaßen ist mir dies aufgrund dessen, dass ich von Linz relativ weit weg bin, einfacher gefallen, wie vielen anderen. Dennoch ist die Verbundenheit eine viel geringere als damals.

Eine Niederlage des LASK, kann mich heute nicht mehr für Tage in einen Gemütszustand der Verzweiflung versetzen und ein Sieg des LASK ist maximal noch ein Grund, eine Flasche Bier zu öffnen und Prost zu sagen. Das einzige, was mich noch mit dem LASK verbindet, sind Name, Farben und die Erinnerungen an die schönen Jahre in der Seifenblase. Diese Erinnerungen, die unweigerlich mit Personen verbunden sind, sind der Grund warum ich derzeit noch zum ein oder anderen LASK-Spiel fahre. Der LASK darf einfach nicht sterben, weil mir sonst der Bezugspunkt für meine Erinnerungen fehlt. Diese Personen wiederzusehen, sich über die damaligen Zeiten zu unterhalten und sich gegenseitig darin zu stärken, den Glauben an einen starken LASK ohne Reichel nicht aufzugeben, ist dann dennoch ein fixer Bestandteil meines Lebens.

Ob dieser starke LASK ohne Reichel jemals Realität werden wird, oder ob das nur eine andere Seifenblase ist, in die ich mich reinsetze, weiß ich nicht. Ich gehe aber ganz stark davon aus, dass diese Seifenblase (sofern sie eine ist) eine lange Halbwertszeit hat, weil es einen LASK ohne Reichel nicht so schnell geben wird.

So, jetzt habe ich unbeabsichtigt eine Reflexion meiner Persönlichkeit als Fan verfasst, möchte nun aber wieder zum Kernthema zurückkommen.

Meine Wünsche für die nahe Zukunft, bezugnehmend auf den LASK sind folgende:

  • Bitte schnell die Tabellenführung übernehmen
  • Die Lizenz erteilt bekommen
  • Den Meistertitel einfahren
  • Die Relegation gewinnen und in den Profifußball zurückkehren.
  • Darauffolgend einen 3-Jahres-Vertrag für Karl Daxbacher als Trainer und Sportdirektor
  • Die Neubildung der Seifenblase aus dem letztem Jahrzehnt

Dies liegt einerseits darin, dass mir ein LASK mit Reichel im Profifussball immer noch lieber ist, als ein LASK mit Reichel im Amateurbereich und ich auch den “jungen” LASK-Fans die Freude von schönen Jahren wünsche.

Andererseits ist auch die Überzeugung, die wir alle hatten, dass ein Absturz des LASK in den Amateurbereich den Abschied von Reichel bedeuten würde, nicht eingetreten. Somit hege ich nur die Hoffnung, dass ein erfolgreicher LASK, der in die Bundesliga zurückkehrt und dort ein paar Achtungserfolge erzielt, den Abschied von PMR herbeiführen wird.

Nachdem es nicht gelungen ist ihn zu verjagen und auch nicht gelungen ist, dass er sich eingesteht, dass er gescheitert ist, kann man nur hoffen, dass er mit seinem Lotteriespiel der Vereinsführung ein paar Mal Glück hat und sich diese Erfolge einstellen, er sich in seinem Weg bestätigt fühlt und eventuell von der Masse jener, die Sympathien für den LASK hegen und diese im Erfolgsfall auch zeigen, sich aber ansonsten wenig mit dem LASK beschäftigen, einen kräftigen Applaus bekommt und sich dann mit dem Retter-Image in die “wohlverdiente” Pension zurückzieht und den LASK seinen ideellen Eigentümern zurückgibt.

Edith: Achja, eigentlich ging es hier um den Stadionboykott und wie man jetzt damit umgeht – nicht darum, wie es dazu gekommen ist.

Eigentlich wolte ich hier nur klarlegen, dass ich momentan ernsthaft überlege, mit erstmals seit 2008 wieder ein Heimspiel des LASK zu besuchen und dies im Falle der Lizenzerteilung am 30. April in einem der beiden Mai-Heimspiele wahrscheinlich, mit ziemlicher Sicherheit aber spätestens in einer eventuellen Relegation wieder tun werde.

Wenn ich mich allerdings dazu Durchringen sollte dies zu tun, dann werde ich da sein wo ich immer war und wo ich hingehöre – im Sektor 7 – ganz egal, wo sich der Fansektor heute befindet. So viel Platz für Sentimentalität muss dann sein.

Liebe Grüße

Udo

P.S.: Respekt an alle, die sich diese Selbstreflexion von Anfang bis Ende gegeben haben 😉

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