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16. April 2020
Brot und Spiele – ohne Maß und Ziele

Dieser Tage dreht sich weltweit alles um die Eindämmung der Covid 19 Pandemie. Ich kann mich nicht erinnern, dass zu meinen Lebzeiten schon einmal ein Thema so allgegenwärtig in jedem Lebensbereich war, zumindest nicht über einen so langen Zeitraum.

Die Menschen dieser Erde nehmen große Entbehrungen auf sich. In den wenigen glücklichen Regionen, die seit vielen Jahrzehnten in Stabilität, Wohlstand und Frieden leben sogar so große Entbehrungen, dass sich nur noch die ältesten unter uns an größere erinnern können.

Man kann auch sagen, die Menschheit hat zum ersten Mal in der Geschichte ein gemeinsames Ziel: Mit möglichst wenigen vermeidbaren Todesfällen durchzuhalten bis ein Mittel gegen die Seuche gefunden ist. Die ganze Menschheit? Nein! Eine von unbeugsamen Bonzen besetzte Unterhaltungsindustrie drängt weiter mit aller Kraft auf mehr Anhäufung von Macht und Geld. Die Rede ist von einem Netzwerk aus FIFA, UEFA und diversen Pay-TV Sendern, die den Sport schon lange für ihre Zwecke einspannen. Bisher nur von hartgesottenen Idealisten kritisiert, die jedes Heim- und Auswärtsspiel ihres Vereins vor Ort verfolgen und für die Stimmung und damit die „Würze in der Suppe“ nicht nur im Stadion sondern auch auf den Fernsehbildschirmen sorgen.

Dieser Tage besteht Anlass, auch die breite Bevölkerung ins Boot der Kritiker zu holen:
Trotz flächendeckenden Vorsichtsmaßnahmen und Ansrengungen der ganzen Bevölkerung soll im europäischen Fußball möglichst schnell der Ball wieder rollen und UEFA, Sky und Co wieder die Kassen voll spülen. Obwohl die universal gültigen Vorsichtsmaßnahmen nicht einzuhalten sind. Um trotzdem bis zum (bitteren?) Ende weitermachen zu können soll jede Mannschaft vor jedem Spiel auf SARS-CoV2 durchgetestet werde. Und nicht nur die Mannschaften sondern auch sämtliche Offiziellen und Medienvertreter, also kurz alle die für so eine Sportübertragung notwendig sind.

Mal abgesehen davon, dass die Fans wohl nicht mehr als notwendig betrachtet werden (Diese Offenbarung wäre für sich schon einen Aufschrei wert), werden dabei unermessliche Testkapazitäten beansprucht und eigentlich vergeudet. Denn Fußball ist zwar die schönste Nebensache der Welt, aber lebenswichtig? Sicher nicht!
Es geht dabei um die gleichen Tests, die laut Gesundheitsministern auf der ganzen Welt unglaublich wichtig und gleichzeitig unglaublich schwierig zu bekommen, also derzeit extrem wertvoll sind.
Diese Ressourcen werden dringend benötigt, um die Pandemie in den Griff zu bekommen, vermeidbare Todesfälle auch tatsächlich zu vermeiden und dadurch unser aller Leben möglichst bald wieder mit all den wunderbaren Nebensächlichkeiten füllen zu können die wir alle so lieb gewonnen hatten.

Es ist nicht einzusehen, dass uns ausgerechnet eine einzige Sportart auf diesem langen und harten Weg behindern sollte, nur weil ein gewissenloser, gieriger Kontinentalverband den Hals nicht voll kriegen kann. Und um nichts anderes geht es hier. Sonst kann mir niemand erklären, warum ausgerechnet die „Großen“ spielen müssen während die Ligen im Amateurbereich abgebrochen werden. Die Berufung auf eine „faire Wertung durch zu Ende spielen um jeden Preis“ ist damit als Scheinargument entlarvt. Oder ist ausgerechnet im Amateurbereich, dem Fundament auf dem die ganze Maschinerie steht, Fairness keine Kategorie mehr?
So schnell kanns also gehen und es wird sichtbar, dass die Fans und Amateursportler genauso wie alle anderen denen echte Leidenschaft wichtiger ist als steriler Kommerz „nicht notwendig“ für das funktionieren der UEFA ist. Aber vielleicht erkennen wir dadurch auch, dass in Zukunft keine UEFA und kein Sky oder sonst wer notwendig sein muss, um mitreißende Stadionatmosphäre und spannende Spiele zu erleben! Gerade uns LASKlern hat die Zeit in den unteren Ligen gezeigt, dass es dafür keiner Großkonzerne mit ihren fremdbestimmten Vorschriften von unmöglichen Anstoßzeiten bis hin zu Alkoholverbot und Klatschpappen im Stadion braucht!

Mario Fellner

Seit1908
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