MENUMENU
Dieser Tage standen die Spiele der zweiten Runde im ÖFB-Cup auf dem Programm. Dabei endeten nicht weniger als acht von 16 Spielen unentschieden. In weiteren drei Partien wurde der Sieger in der Verlängerung bestimmt und in fünf Spielen (darunter auch jenes unserer Athletiker) musste das Elfmeterschießen herhalten um einen Sieger zu ermitteln.
Das Ermitteln des Siegers durch Elfmeterschießen ist eines der spannendsten Wege einen Sieger zu ermitteln und in der heutigen Fußballwelt nicht mehr wegzudenken. Dabei ist diese Form der Spielentscheidung in der Fußballhistorie eine relativ junge. Erst am 27. Juni 1970 beschloss das International Board anstelle des Losentscheides (meist durch Münzwurf) das Elfmeterschießen zur Entscheidung eines Fußballspiels in die Regeln aufzunehmen.
Um die Urheberschaft des Elfmeterschießens wird heutzutage viel gestritten. Im deutschsprachigen Raum wird zumeist der deutsche Schiedsrichter Karl Wald als Erfinder des Elfmeterschießens bezeichnet. Tatsächlich stammen die heutigen Regularien des Elfmeterschießens auch aus der Feder von Wald. Allerdings wurden bereits im Vorfeld in unterschiedlichen Bewerben unterschiedliche Formen des Elfmeterschießens zur Entscheidung ausprobiert.
Doch kommen wir von der Historie zum Regulativ und sehen uns an, was es bei einem Elfmeterschießen alles zu beachten gibt. Klar, und jedem Fußballfan bekannt, ist, dass von jeder Mannschaft fünf Elfmeter ausgeführt werden, die Schützen der beiden Teams dabei abwechselnd antreten, ein Spieler nur dann ein weiteres Mal antreten darf, wenn alle seine Mitspieler bereits geschossen haben, und das Elfmeterschießen beendet ist, sobald ein Team mehr Tore erzielt hat, als das andere Team mitsamt seinen noch zustehenden Elfmetern insgesamt erzielen kann. Haben nach den fünf Elfmetern beide Teams gleich viele Tore erzielt, wird so lange fortgesetzt bis ein Team nach gleich vielen Elfmetern beider Teams ein Tor mehr erzielt hat.
Soweit, so gut! Dies alles konnten wir auch diese Woche in St. Johann im Pongau beobachten. Dennoch tun sich beim Elfmeterschießen ein paar weitere Fragen auf, die mit Hilfe des Regelwerks beantwortet werden können.
Auf welches der beiden Tore wird geschossen?
Dies kann weder der Heimverein vorschreiben, noch gibt es das zu eine Auslosung. Das Tor bei dem das Elfmeterschießen ausgeführt wird bestimmt der Schiedsrichter.
Welches Team stellt den ersten Schützen?
Vor dem Beginn eines Elfmeterschießens gibt es einen Münzwurf. Jener Kapitän, der diesen gewinnt, darf entscheiden, ob sein Team mit dem Elfmeterschießen beginnt, oder ob es nachschießen soll.
Darf beim Elfmeterschießen noch gewechselt werden?
Prinzipiell lautet die Antwort Nein. Es dürfen zum Elfmeterschießen nur Spieler antreten, die sich am Ende des Spieles, einschließlich einer etwaigen Verlängerung, im Spiel befanden. Es gibt jedoch eine Ausnahme die den Torhüter betrifft. Dieser darf im Falle einer Verletzung durch einen gemeldeten Auswechselspieler ersetzt werden, sofern das Wechselkontingent zuvor noch nicht ausgeschöpft wurde.
Diesbezüglich ist aber interessant, dass jeder am Elfmeterschießen teilnahmeberechtigte Spieler zu jeder Zeit seine Position mit dem Torwart wechseln kann. Gefinkelte Trainer könnten so einen Feldspieler zum Torhüter machen, ihn als verletzt erklären, austauschen und anschließend wieder den Stammtorhüter zum Torhüter erklären. Aber wahrscheinlich hat man bei einem Elfmeterschießen andere Sorgen.
Was ist zu tun, wenn die Teams am Spielende aus einer unterschiedlichen Anzahl von Spielern bestehen?
Klingt etwas eigenwillig, kommt aber immer wieder vor. So auch beim Spiel zwischen Amstetten und Rapid Wien dieser Tage. Wenn eine Mannschaft eine Rote Karte bekommt und somit dem Gegner zahlenmäßig unterlegen ist, sind die Teams vor dem Elfmeterschießen größenmäßig anzugleichen. Das größere Team (im geschilderten Fall Amstetten) muss einen Spieler ausmustern und sein Team auf 10 Spieler zu verkleinern. Dies dient dazu, dass im Falle von 10 geschossenen Elfmetern je Team bei Rapid nicht der sicherste Elfmeterschütze zum zweiten Mal antreten darf, während bei Amstetten der „schlechteste“ Schütze antreten muss.
Die Reduktion ist allerdings eine Besonderheit, die nur vor Beginn des Elfmeterschießens zu erfolgen hat. Wird ein Spieler eines Teams während des Elfmeterschießens ausgeschlossen, so kommt diese Regelung nicht zu tragen.
Wer darf während dem Elfmeterschießen am Spielfeld stehen?
Prinzipiell nur die teilnahmeberechtigten Spieler und das Schiedsrichtertrio. Alle anderen Spieler und Spieloffizielle haben sich außerhalb des Spielfeldes in der eigenen technischen Zone aufzuhalten. Alle am Elfmeterschießen teilnahmeberechtigten Spieler, mit Ausnahme des Schützen und der beiden Torhüter, haben sich im Anstoßkreis aufzuhalten. Der Torwart des Teams, welches gerade den Schützen stellt, wartet außerhalb des Strafraumes an dem das Elfmeterschießen stattfindet auf seinen Einsatz. Dabei hat er exakt an der Stelle wo Torlinie und Strafraumbegrenzungslinie zusammentreffen zu stehen.
Soviel zu den Kleinigkeiten des Elfmeterschießens, denen aufgrund der Spannung, die ein solches mit sich bringt, kaum beachtet werden. Hoffe, damit wieder ein paar interessante Einblicke in die Welt der Schiedsrichter gegeben zu haben.
Sobald mir in Verbindung mit einem Spiel des LASK wieder Besonderheiten oder kritische Entscheidungen auffallen, werde ich mich hier wieder zu Wort melden. Gerne dürft ihr mir aber auch eure Fragen zum Regelwerk stellen. Schreibt eure Frage einfach an mail@seit1908.at . Das Team von seit1908 wird diese dann an mich weiterleiten und ich werde versuchen, euch diese zu beantworten.
Bis demnächst,
Eure Didem