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20. August 2014
Der FC Liefering – Eine Farce sondergleichen

Am Freitag ist es soweit und das mit großer Spannung erwartete Spitzenspiel LASK – FC Liefering wird über die Bühne gehen: Dritter gegen Erster, voraussichtlich schönes Wetter und der ideale Freitag-Termin werden mit Sicherheit dafür sorgen, dass die Fangruppen beider Teams das Gugl-Oval zum Kochen bringen werden – oh wait… 

Der FC Liefering, ist das nicht jener Verein, der vor nicht ganz eineinhalb Jahren zum ersten Mal in seiner langen Vereinsgeschichte (gegr. Juni 2012; Anm.) mit einem 5:0-Gesamtscore über den LASK hinwegfegte und somit den herbeigesehnten Sprung in den Profifußball schaffte? Ja, ist er. Und ist es nicht auch genau dieser FC Liefering, der in seiner Position als Farmteam für die gehassliebte RB-Mannschaft in Liga Eins – die Probleme hat, trotz spektakulären Fußballs mehr als 7000 Zuschauer in ihre Disco-Arena zu locken, wenn es nicht gerade um’s internationale Geschäft geht – an chronischem Zuschauermangel (Schnitt 2013/14: 337 Zuschauer) leidet? Erneut muss man bejahen.
Und deshalb wird sich wohl kein einziger Liefering-Fan am Freitag in den Gästesektor verirren. Wie schade. Nein, im Ernst, dieses fußballerische Etwas namens „FC Liefering“ ist für alle echten Fußballliebhaber und Traditionalisten – genau wie der große Bruder aus Salzburg – ein Schlag ins Gesicht; die Chronik einer der größten Sauereien der österreichischen Fußballgeschichte:

Es war im Jahr 2009, als der ÖFB den Modus der Erste Liga wieder auf eine Zehnerliga reduzierte und die beiden verbliebenen Amateurmannschaften Austria Amateure und RB Juniors in die Regionalliga absteigen mussten. Aus sportlicher Sicht eine höchst umstrittenen Entscheidung, doch da in einer Zehnerliga die Gefahr einer Wettbewerbsverzerrung durch eine 1B-Auswahl zu groß schien, musste diese Maßnahme getroffen werden. Während man sich in Wien mit dieser Entscheidung abfand, bastelte man in Salzburg an einer durchtriebenen Idee, doch noch ein Amateurteam in der zweithöchsten Spielklasse stellen zu können. Am Ende dieses insgesamt dreijährigen Prozesses stand schließlich der FC Liefering, der den Vorgängerverein USK Anif zur Gänze auslöschte und den gesamten Vorstand durch firmenloyale RB-Pappaufsteller austauschte. Somit hatte Didi Mateschitz nach der Auslöschung der Austria nun auch noch einen zweiten Traditionsverein (Anif wurde 1947 gegründet) erfolgreich vom Fußballgeschäft getilgt.

Die Lieferinger laufen seit Vereinsgründung mit den markanten weiß-roten Trikots mit RB-Logo auf, abhängig seien sie natürlich trotzdem nicht, so Pressesprecher Christoph Iglhauser im Jahr 2009 gegenüber dem Standard.
Wir wollen dem lieben Herrn Iglhauser selbstverständlich glauben, es kann ja mal vorkommen, dass ein „unabhängiger“ Verein in den Genuss eines vierseitigen Hochglanz-Berichtes im Jahresbericht von RB Salzburg kommt und zudem prominent auf der vereinseigenen RB-Homepage platziert ist. Ups.

Soviel zur Unabhängigkeit unseres kommenden Gegners, der selbstverständlich freiwillig auf eine Cup-Teilnahme und einen Bundesliga-Aufstieg verzichtet, den schwammigen ÖFB-Statuten sei Dank. Die eigentliche Hinterfotzigkeit, mit der die Zuckersaft-Truppe letztes Jahr auf sich aufmerksam machte, bekamen aber nicht der ÖFB, sondern vor allem zwei Traditionsvereine – die Austria Salzburg und unser LASK – ab: Zum Einen verhinderte der Meistertitel Lieferings und die offizielle Deklaration als „souveräner Klub ohne jegliche Verbindung zu RB Salzburg“ ein Antreten der Salzburger Austria in der Relegation, die als Zweitplatzierte hinter einer 1B-Auswahl selbstverständlich nachrücken hätten müssen. Und zum Anderen: Was an diesen beiden schwarzen Tagen für den österreichischen Fußball in Wals-Siezenheim und Linz geschah, muss ich wohl keinem nochmals vorkauen. Unser Team, unsere Heroen, die ein ganzes Jahr für ihre Anhänger aufopferungsvoll gekämpft  und in einem grandiosen Endspurt das zweite RB-Farmteam doch noch niedergerungen hatten, wurden von einer mit Bundesliga-Profis (Dähne, Ramalho…) durchsetzten Kommerz-Truppe vorgeführt und standen nach der Relegations-Schlappe vor dem vermeintlichen Aus. Und bleiben wir bei der Wahrheit – dass sich die Freunde des LASK formieren und den Klub doch noch retten würden, war zu diesem Zeitpunkt so wahrscheinlich wie ein Champions League-Triumph der Blau-Weißen.
So wie dem LASK und der Austria Salzburg ging es übrigens auch dem bereits erwähnten USK Anif, den Sportfreunden Lotte (Relegations-Aus gg. RB Leipzig und Absturz in sportliche Bedeutungslosigkeit) und dem SV Wehen Wiesbaden (hätten als Viertplatzierter Relegation spielen dürfen, doch RB Leipzig bekam nach lachhaften Veränderungen des Logos und der Vereinsstruktur doch noch Lizenz für 2.Bundesliga). Jeder dieser Vereine musste bereits für die Erfolgsgier des Getränkeriesen aus dem Salzburger Land bezahlen. Wie viele Klubs werden wohl noch folgen?

Ich hoffe, ich konnte einigen von euch mit diesem kleinen Exkurs etwas die Augen öffnen und überzeugen, dass in puncto „RB im Fußball“ eine Null-Toleranz-Politik die einzig erfolgversprechende Linie ist. Darum brüllt euch am Freitag bitte alle die Kehlen für unseren LASK und gegen die Dosen-Repression heiser– 1908% für Schwarz-Weiß!

 

***Hinweis: Der Artikel spiegelt die Meinung des Verfassers wieder, nicht die von seit1908.at!

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