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iceman265
13. February 2011
Der ganz normale Wahnsinn

iceman265

Zwei Tage vor dem „Schicksalsspiel“ hat es schon begonnen. Dieses Gefühl, dieses Kribbeln im ganzen Körper. Es war eine Anspannung zu fühlen, die du nur vor richtigen Endspielen hast. Für deine Mannschaft gibt es heuer im Frühjahr eigentlich nur Endspiele. Aber dieses Spiel in zwei Tagen ist ein ganz besonderes. Es geht gegen die einzige Mannschaft die noch in Reichweite deines Vereins ist. Dieses Match gilt es zu gewinnen, sonst ist schon eine kleine Vorentscheidung im Abstiegskampf gefallen. Ein Abstieg der mehr als unnötig wäre und der deshalb ganz besonders weh tun würde.

Diese Spannung steigert sich natürlich umso näher das Spiel rückt. Den ganzen Tag tigerst du durch deine Wohnung oder versuchst sonst irgendwie die Zeit tot zu schlagen, nur damit die Zeit schneller vergeht und dann gegen 17:15 geht es endlich ab ins Stadion.

Natürlich hat man ein bis zwei Testspiele und die Mannschaft besucht und die praktisch wieder einmal runderneuerte Mannschaft war nicht so schlecht. Deshalb geht man mit einem besseren Gefühl als im Herbst ins Stadion.

Der Dauerkarteneingang ist natürlich wieder mal nicht separat sondern genau neben den normalen Eingängen. Nun, du stellst dich an und nach geraumer Wartezeit, kannst du endlich rein ins Stadion.

Du gehst die Stiegen hinauf zur Tribüne und hast den ersten Blick auf das Spielfeld. Die Mannschaften sind schon beim Aufwärmen und du kannst gleich mal sehen welche Spieler vom Trainer in dieses wichtige Spiel von Beginn an geschickt werden. Natürlich siehst du als Fan auch gleich, dass nur ein Stürmer aufgestellt wurde, was aber daran liegt das dein Verein heute nur einen Stürmer im Kader hat. Denn die Verantwortlichen haben zwar wieder gefühlte 10 Mittelfeldspieler geholt, aber keinen brauchbaren zusätzlichen Stürmer. Dein Verein hat ja nur den schlechtesten Angriff in der Liga. Dazu ist ein Stürmer dauerverletzt und die beiden anderen ohne Erfahrung oder bei der Leichtathletik besser aufgehoben. Irgendwie hast du dir das natürlich schon die ganze Zeit gedacht, aber als du dass dann beim ersten Pflichtspiel siehst, erhöht das deine Anspannung dann doch noch einmal um einiges.

Nun ja, trotz allem bist du dir sicher, dass deine Mannschaft heute gewinnt weil der Trainer schon die richtige Taktik auspacken wird, mit dem er diesen Kader zum Erfolg führen kann.

Du holst dir also dein „Medium Bier“ und deine Maurerforelle und überfliegst die Stadionzeitung in der einer der Neuzugänge im Interview davon spricht wie sehr er sich freut wieder in seiner Heimatstadt zu spielen und welche tolle Herausforderung der Abstiegskampf nicht ist ….

Nach kurzem Kopfschütteln bewegst du dich zu dein Stammplatz, an dem du eigentlich schon Jahre stehst und freust dich schon auf deine Spezl mit denen du schon Jahre die Spiele deines Vereins anschaust, und mit denen du Himmelhochjauchzent und zu Tode betrübt warst.

Das Spiel beginnt. Deine Mannschaft spielt von Beginn an nicht mal so schlecht. Sie kämpfen, rackern und es sind auch ein paar ganz gute Spielzüge dabei ( im Vergleich zum Herbst natürlich ). Aber als die erste Großchance vergeben wird, fällt die Mannschaft wieder in alte Muster zurück. Die Bälle werden hoch nach vorne auf die einzige Spitze gedroschen, die natürlich mindestens einen Kopf kleiner ist, als die Innenverteidiger des Gegners .

Bis zur Halbzeit passiert dann eigentlich nicht mehr viel. Du erkennst ein leichtes Übergewicht deiner Mannschaft aber keine zwingenden Chancen mehr. Aber du gehst mit dem Gefühl in die Pause, dass Ihr heute gewinnen werdet, weil irgendwann mal einer der Holzhacker des Gegners einen Fehler begehen wird und ihr werdet es dann ausnützen. In der Halbzeit wird dann gefachsimpelt und ein neues Promovideo deines Vereins, das über die beiden Videowalls läuft begutachtet und für gut befunden.

Die zweite Halbzeit beginnt und es fängt an zu schneien. Deine Mannschaft vergibt gleich mal eine Riesenchance so kläglich, dass du deine neue Mütze, die du heute am Fanstand erstanden hast, gleich mal am liebsten auffressen würdest. Deine Mannschaft lässt sich aber nicht beeindrucken und hat eigentlich mehr vom Spiel.

Doch umso länger das Spiel dauert, umso unruhiger wirst du. Deine Mannschaft muss heute gewinnen. Ein Unentschieden ist zu wenig. Die Gegner fangen bereits in der 55. Minute an Zeit zu schinden und das macht dich wahnsinnig.

Noch schlimmer wird es, als der Gegner, die Mannschaft die bis jetzt eigentlich nur darauf aus war die Spieler deiner Mannschaft vorsätzlich zu verletzen ( zumindest empfindest du so ) knapp 25 Minuten vor dem Ende auch noch aus einem Eckball in Führung geht. Du denkst dir:“ Oh Mein Gott. Können wir nicht heuer einmal ein bisschen Glück haben ?!?!“ ….

Das gleiche scheint sich die Mannschaft auch zu denken, obwohl ja die Hälfte im Herbst noch gar nicht da war und dieses Gefühl nicht haben sollte. Sie sind aber schon von diesem Virus angesteckt. Du als Fan glaubst aber immer noch an deine Mannschaft, dass sie das noch drehen und so ….

Aber spätestens als der Kapitän seine zweite Großchance vergibt und einer der Einwechselspieler alleine aufs Tor zuläuft, sich aber nicht abzuschließen traut und versucht den Torhüter an der Grundlinie zu überspielen weißt du, dass das heute nichts mehr werden wird. Du bist zu Tode betrübt weil dein Verein nach dieser Niederlage den Rückstand ans rettende Ufer mehr als verdoppelt hat und du fragst dich, wie sie diesen Rückstand aufholen sollen wenn man nicht mal gegen diese Häusltruppe, gegen die sie heute gespielt haben, gewonnen werden kann.

Du gehst aber natürlich nicht vor dem Schlusspfiff nach Hause sondern schaust dir das Spiel komplett im Stadion an, weil du ja bis zum Schluss zumindest auf ein Unentschieden hoffst. Doch mit dem Schlusspfiff nach der vier Minütigen Nachspielzeit hat sich die schlimmste Befürchtung bewahrheitet.

Du gibst mit gesenktem Kopf deinen nun leeren Bierbecher zurück und kannst dich auch noch fragen lassen ob du statt dem eure Einsatz nicht doch lieber eine Mars oder Mentos haben willst. „Das kannst Du Dir sonst wo reinstecken du …. „ denkst du dir, verneinst aber freundlich und steckst deinen Euro ein um dich dann auf den Heimweg zu machen.

Wenn du dich in diesen Zeilen wiederfindest dann warst du heute einer der 5600 letzten Getreuen des einst so glorreichen LASK, die sich das Spiel gegen Mattersburg gegeben und zusammen Gefroren haben.

Seit1908
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