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13. November 2018
Die Frage der differenzierten Betrachtung

Der Widerstand gegen das geplante Stadion unserer Athletiker scheint zu wachsen. Angeführt von Ex-Neos Politiker Lorenz Potocnik und getragen von Qualitätsmedien wie „Heute“, „Linza“ oder den „OÖN“ hagelt es seit wenigen Tagen Kritik an dem Vorhaben der Vereinsverantwortlichen.

Es ist nun also an der Zeit für eine, womöglich etwas schwarz-weiß angehauchte, differenzierte Betrachtung der Dinge.
Vorweg: gegen etwas zu sein ist immer einfacher als Lösungsvorschläge zu liefern. Herr Potocnik ist darum bemührt Alternativen aufzuzeigen, findet es aber scheinbar nicht der Mühe wert sich ernsthaft mit diesen Alternativen auseinanderzusetzen. So scheint es mir zumindest.
Für mich der Einstieg in eine versuchte Argumentation.
Thema Synergien nutzen
 
Im Gespräch mit den OÖN äußert sich Potocnik wie folgt: „Synergien mit bereits vorhandenen Parkplätzen und Garagen genutzt werden“. Auf den ersten Blick mag das gut klingen und durchaus Sinn machen. In der Realität ist es jedoch so, dass das an Samstags-Spieltagen jetzt schon oft mehr schlecht als recht funktioniert. Die Vor-Weihnachtszeit steht vor der Tür, da wird es dann Parkplatztechnisch so richtig eng. Auf Dauer führt das wohl zu Problemen mit den Geschäftstreibenden wenn Fußballfans „ihre“ Parkplätze benutzen.
Ein Umstand den man dabei nicht außer Acht lassen sollte: derzeit spielt der LASK in einem 6000 Zuseher fassenden Stadion. Zukünftig sollen 3 mal, und nicht wie von den OÖN kommuniziert 4 mal so viele Leute, Platz finden und dementsprechend wird auch der Bedarf an Parkplätzen wachsen.
Thema Naturschutzgebiet
 
Der Pichlingersee ist ein künstlich angelegter Badesee ohne Schilfgürtel. Auf dieses “Naturschutzgebiet” wird das Stadion keinen Einfluss haben, da es außerhalb der Grünzone um den See errichtet wird und womöglich nicht einmal von den Badegästen „gesehen“ wird.Betroffen wird das Ackerland um den See sein, doch dazu später gleich mehr.
Die Lage des Sees kann man schnell beschreiben: Zwischen einer der meist befahrenen Zugstrecken und einer der meist befahrenen Autobahnen Österreichs.  Idylle pur!
Ohne damit jemandem nahe treten zu wollen, der Pichlinger See ist durchaus schön angelegt mit dem Grüngürtel rund um den See, der diesen Platz zu einer grünen Oase werden lässt, doch daran wird sich durch den Stadionbau Nichts ändern.
Thema Flächenumwidmung. Ich bin selbst kein Fan von meiner nachfolgenden Argumentation, aber aus dem Ackerland wird früher oder später sowieso Bauland, da braucht man nicht zu diskutieren.
Logisch, von Wohnraum würden mehr Leute nachhaltig profitieren und es hätte durchaus Charme so eine kleine, hübsche Wohnanlage in der Nähe eines Sees. Seestadt Aspern lässt grüßen. Aber wer die Linzer Stadtplanung kennt, weiß, dass vermutlich eher ein Hochhaus errichtet wird.
Grundsätzlich sehe ich hier aber am ehesten eine Überschneidung mit Herrn Potocniks Ansichten. Der Erhalt von Grünflächen sollte oberste Priorität haben.
Dass die Stadt Linz diesbezüglich aber wenige Absichten hat, hat sie ja leider schon des Öfteren bewiesen.
Thema Alternativen
Baugrund in und um Linz ist begrenzt und es wird wohl zu jedem potentiellen Standort ein Für und Wider geben. Ein Standort Ranking mit dem Versuch die Pro und Contras zu listen:
Standort Pichling
Pro
–          Sowohl Schiene (Weststrecke) als auch Straße (A1, B1) verlaufen in unmittelbarer Nähe
–          Der Bahnhof Pichling ist fußläufig in rund 20 Minuten erreichbar
–          Kein unmittelbares Verkehrsaufkommen im Stadtzentrum
–          Unterschiedliche Zugänge zum Stadion für Heim- und Auswärtsfans (Weg über „Im Südpark“ bzw. Raffelstettnerstraße
–          Chance für Asten, Pichling und St. Florian durch den Ausbau des Öffi Netzes und einer P+R Anlage näher an die Stadt zu rücken. Ein durchdachtes P+R Konzept garantiert durchaus eine nachhaltige Nutzung der Parkanlagen.
–          Die Badegäste werden in den Sommermonaten wohl kaum über zusätzliche Parkplätze schimpfen
Contra
–          Man müsste in Infrastruktur (Stichwort P+R) investieren
–          Großflächige Bodenversiegelung
–          Die B1 wird noch stärker belastet
Standort Uno
 
Pro
–          Leerstehende Parkplätze
–          Die Straßenbahn vor der Haustüre
–          Bereits genug versiegelte Fläche
–          Durchaus vernünftige Zu- und Abfahrtswege (ua. Die zweispurige B139 nach Linz)
 
Contra
–          Der Preis dürfte zu hoch bzw. die Bereitschaft der Eigentümer das Gelände zu verkaufen nicht vorhanden sein
–          Zu erwartende Anreinerproteste
–          Schlechte Zu- und Abfahrtswege in Richtung Traun (A1)
–          Zu übernehmende Abrisskosten
–          Waldstück rund um die Anlage des ASKÖ Doppl-Hart ist als Naherholungsgebiet deklariert
Standort Haid Center
Pro
–          Direkte Anbindung an die A1
–          Bahnhof Nettingsdorf fußläufig erreichbar
–          Parkplätze vorhanden (Probleme siehe oben)
 
Contra
–          Für das Stadion müsste, wie in Pichling, Ackerland versiegelt werden
–          Baugebiet ist bereits Linz-Land
–          Teilweise schon jetzt an Einkaufssamstagen Rückstau bis auf die A1
Standort Gugl
 
Pro
–          Aus persönlicher Sicht: Nostalgie und damit verbundene Erinnerungen
–          Zentrale Lage
–          Vorhandene Infrastruktur wird genutzt
Contra
–          Aus persönlicher Sicht: die Laufbahn und das damit verbundene mangelhafte Fußballerlebnis. Nicht umsonst verschwinden Laufbahnen mehr und mehr aus allen Stadien der Welt
–          Zentrale Lage. Man holt sich damit den Individualverkehr direkt in die Stadt
–          Kaum PKW Abstellplätze für Besucher aus den Umlandgemeinden
–          Trotz Renovierung kein zeitgemäßes Stadion
–          Keine Wirtschaftlichkeit für den LASK
Der größte Minuspunkt bleibt die von der Stadt Linz verlangte Miete. Über 20 000 € müsste der LASK pro Heimspiel berappen um die Gugl nutzen zu können. Zudem kann man den Stadionnamen nicht selbst vermarkten und man verdient keinen Cent an der Gastro. Aus wirtschaftlicher Sicht also der totale Supergau für den LASK.
Thema Finanzierung
Grundsätzlich kann man dem Verein aus meiner Sicht das neue Stadion gönnen. Seit der Übernahme durch die Freunde des LASK wird seriös gearbeitet, der Klub hat sich wirtschaftlich konsolidiert und leistet mittlerweile hervorragende Arbeit sportlichen Bereich. Sowohl bei den Profis, als auch beim Nachwuchs.
Nachdem bezüglich Förderung durch die Stadt Linz/Land Oberösterreich noch gar Nichts kommuniziert wurde, braucht man sich darüber noch nicht aufregen. Noch dazu wo ja Sigmund Gruber bereits anklingen ließ, dass man das Stadion auch ohne öffentliche Gelder finanzieren könnte.
Aber der LASK wäre grundsätzlich nicht der erste und vermutlich auch nicht der letzte Verein der ein Stadion, das Mitgetragen durch öffentliche Gelder errichtet wird, bekommt.
Die Argumentation des Linzer Bürgermeisters Klaus Luger, dass der LASK kein Verein sondern eine Firma sei, entlockte mir nur Lächeln. Die Ausgliederung des Profibetriebs in eine Kapitalgesellschaft ist Grundvoraussetzung um eine Bundesliga – Lizenz erhalten zu können.
Thema Vorgehensweise
Auch hier sehe ich durchaus berechtigte Kritik an den Freunden des LASK. Dieses Thema gehört offener kommuniziert, ansonsten erweckt es immer den Eindruck, dass hier was nicht an die Öffentlichkeit gelangen soll.
Offene Kommunikation gehört bei einem Verein mit der Größenordnung des LASK zu einem der wichtigsten Güter. Insofern sehe ich hier durchaus den Verein am Zug. Die Front gegen das geplante Stadion scheint breiter zu werden und da verwundert es doch, dass man von Seiten des LASK gar nicht versucht dem entgegen zu steuern.
Fazit
 
Es spricht nicht Alles für den Standort Pichling, aber es spricht auch nicht Alles dagegen. Das wird bei Bauprojekten dieser Größenordnung immer so sein und es ist ja schön, dass das diskutiert wird.
Der Ball wurde nun dem LASK zugespielt und dieser ist nun am Zug etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Und wer weiß, vielleicht locken Diskussionen dieser Art ja auch die zuständigen Herren aus der Reserve und man geht künftig etwas offener mit diesem Thema um.
Zu wünschen wärs.
Seit1908
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