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22. October 2014
Die Schande von Linz – Teil 3

Ein LASK-Fan hat uns einen kontroversen Gastkommentar zukommen lassen, der sich nicht mit der Mannschaft oder der Stadionproblematik widmet – sondern den Anhängern selbst.

Ich habe lange überlegt, ob ich diese Zeilen veröffentlichen soll – schließlich kritisiert man das Publikum des eigenen Herzensvereins nicht gerne öffentlich. Es gibt ja bekanntlich nicht wenige im Land deren Lieblingsbeschäftigung es ist, den LASK und seine Anhängerschaft schlecht zu machen – sei es wegen Minderwertigkeitskomplexen oder aus Langeweile. Denen spielt man ungern in die Karten.

Aber das Spiel am Dienstag gegen den SV Horn brachte das Fass für mich persönlich zum Überlaufen. LASKLER, WAS IST LOS MIT EUCH?
Vor nicht einmal einem Jahr mussten wir Woche für Woche um den Fortbestand unseres Vereins zittern, kämpften gemeinsam für eine bessere Zukunft ohne Reichel. Und heute? Wir stehen finanziell auf gesunden Beinen, haben eine Vereinsführung, die vieles richtig macht und stehen sensationell direkt nach dem Wiederaufstieg in den Profifußball an der Tabellenspitze der Ersten Liga. Und was passiert? Gerade einmal (vermutlich noch geschönte) 2200 Zuseher verirren sich auf die Gugl.

Zugegeben: Anstoßzeit und Spieltermin waren ungünstig, das Wetter nicht gerade optimal. Aber diese Gründe sind maximal schlechte Ausreden dafür, nicht ins Stadion zu kommen. Für jeden Erwachsenen oder Jugendlichen sollte es sich logistisch einrichten lassen, zumindest einen Großteil der Spiele zu sehen.
Apropos Ausreden: Mittlerweile entwickelt sich bei mir der Verdacht, dass vielen die Reichel-Problematik nicht einmal so ungelegen kam – nämlich als Begründung, nicht mehr wöchentlich ins Ostblock-Oval pilgern zu müssen. Stattdessen dürften sie faul am Sofa liegen geblieben und mit der Zeit immer bequemer geworden sein, bis sie es schließlich verlernten, was es bedeutet, LASKler zu sein. Nämlich den Verein Woche für Woche zu unterstützen.

Nein, ihr seid keine LASKler für mich, wenn ihr eine Choreografie, an der ihr nicht mitgewirkt habt, als Facebook-Titelbild verwendet.
Nein, ihr seid keine LASKler für mich, wenn ihr in Fußball-Foren oder Social-Media-Plattformen über die Stärken und Schwächen der Spieler fachsimpelt, ohne sie im Stadion zu unterstützen.
Und nein, ihr seid auch keine echten LASKler für mich, wenn ihr euch die Rosinen herauspickt und lediglich einige Spitzenspiele im Jahr besucht.

Damit nicht genug: Nicht nur dass lediglich 2200 Zuseher den Weg ins Stadion finden, ein Großteil strömt auch pünktlich mit Schlusspfiff trotz Sieg und Tabellenführung aus dem Stadion, ohne überhaupt daran zu denken, die Mannschaft zu würdigen. Man könnte ja den Bus verpassen. Oder beim Ausparken Zeit verlieren. Oder wird daheim das Essen kalt, das Mutti auf den Tisch gestellt hat?
Das Linzer Publikum war immer schon launisch, bequem und opportunistisch. Aber dass gleich geschätzte zwei Drittel des Stehplatzsektors verschwinden, ohne die Spieler zu verabschieden, habe ich persönlich unter normalen Umständen noch nicht erlebt. Bier trinken, fettiges Essen verschlingen, womöglich bei Toren aufjubeln und dann pünktlich mit Spielende abhauen, ohne sich noch einmal umzudrehen. Das klingt jetzt hart, aber jene die das praktizieren, sind für mich nicht besser als die Red Bull-Konsumenten. Der LASK und die Spieler, die momentan Fantastisches leisten, haben mehr verdient. Viel mehr.

Aber es gibt auch Lichtblicke: Und zwar jenen immer größer werdenden Kern von Fans, die zu jedem Heim- und Auswärtsspiel pilgern und 90 Minuten alles für den Verein geben, den sie so lieben. Danke! Ich freue mich darauf, nächste Woche wieder den Block mit euch zu teilen.

Der Autor möchte unerkannt bleiben

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