Icemans Blog zu den Vorfällen bei der Relegations-Partie gegen Liefering löste eine rege Diskussion aus. Nun gibt es auch seitens der organisierten Fans eine Stellungnahme dazu, die wir euch nicht vorenthalten möchten!
Der versuchte Platzsturm und die Vorfälle nach dem verlorenen Relegations-Rückspiel gegen Liefering (oder: Red Bull Amateure) wurden nicht nur in den Medien, sondern auch in der LASK-Fanszene sehr kontrovers diskutiert. Auch wenn wir uns sicherlich fast alle einig sind, dass der Platzsturm und die Vorfälle niemandem geholfen haben, gibt es einige Dinge, die klargestellt werden sollten. Damit habe ich bewusst mehr als eine Woche gewartet – damit sich die Gemüter etwas beruhigen. Danke übrigens an seit1908. Dass hier auch Meinungen abseits des Mainstreams veröffentlicht werden, ist nicht selbstverständlich, aber sehr lobenswert.
Irrtum Nummer 1: “Die Fans wollten die eigenen Spieler attackieren”
Falsch. Den meisten ist sehr wohl bewusst, was die Mannschaft diese Saison geleistet hat. Der heroische Kampf in Ried, die Meisterschaft: das haben wir nicht vergessen. Dasselbe gilt natürlich auch für Trainer Daxbacher, der sich sicherlich einen anderen (möglichen) Abschied verdient hätte. Nach dem ersten Tor sahen viele die Aufstiegschancen gänzlich schwinden und wollten ihrer Wut freiem Lauf lassen. Und nach dem Spielende war die Intention nicht die, die eigenen Spieler zu attackieren. Sondern zu verhindern, dass die Red Bull-Söldner auch noch im Linzer Stadion ihren schändlichen Aufstieg feiern.
Irrtum Nummer 2: Die Platzstürmer sind keine LASK-Fans
Falsch. Unter den Platzstürmern waren viele Personen, die in den vergangenen Saisonen fast kein Auswärtsspiel verpassten. Besonders absurd: Schönwetterfans, die möglicherweise zwei bis drei Mal im Jahr ein LASK-Spiel besuchen, aber dann diesen Personen absprechen wollen, ein Fan zu sein. Als gelegentlicher Zaungast beim LASK ist es leicht, zu verurteilen. Und dabei zu vergessen, dass manche den Verein nicht nur als Hobby, sondern als ihre Lebenseinstellung betrachten (und ihre Freizeit für ihn geben). Noch ein kleiner Exkurs in die Etymologie: Die Bezeichnung “Fan” kommt von “Fanatiker”. Nach so einer Enttäuschung das Spielfeld zu stürmen, ist ohne Zweifel fanatisch. Resignierend nach Hause zu schlürfen und dort zur Beruhigung den Fernseher aufzudrehen, wohl eher nicht.
Irrtum Nummer 3: Gewalt darf keine Lösung sein
Falsch. Bei diesem Spiel war die Gewalt mit Sicherheit völlig fehl am Platz. Die betroffenen Personen haben höchstens sich geschadet und nichts damit erreicht. Historisch gesehen wurde durch Gewalt aber schon vieles gelöst. Diktatoren wurden gestürzt, Tyrannen vertrieben. Die französische Revolution etwa hätte ohne Gewaltanwendung keinen Erfolg gehabt. Und sie war die Ursache für wichtige gesellschaftspolitische Veränderungen und das moderne Demokratieverständnis, dass glücklicherweise heutzutage in weiten Teilen der Welt etabliert ist. Die Behauptung, Gewalt dürfe NIE eine Lösung sein, ist deswegen gutmenschlich und populistisch. Tatsächlich zu rechtfertigen ist sie natürlich trotzdem selten.
Punkt 4: Der LASK erleidet Imageschaden durch solche Aktionen
Falsch. Es ist nicht erwiesen, dass Ausschreitungen das Zuschauerinteresse mindern. Im Gegenteil: nicht wenige sind wohl auch aufgrund der aggressiven Atmosphäre im Stadion und “hoffen” geradezu auf solche Szenen. Auch Sponsoren sollten sich keine Sorgen machen: durch die intensivere Berichterstattung steigt die Reichweite enorm. Der einzige Imageschaden für den LASK ist wohl die Tatsache, dass er in der dritten Liga spielt. Nicht zu vergessen auch die regelmässigen Aussagen unseres “geliebten” Präsidenten.
Irrtum Nummer 5: Der Platzsturm war geplant
Nur weil einige Platzstürmer vermummt waren, heißt das nicht, dass dieser Vorfall geplant war. “Wer nimmt an einem sonnigen Tag eine Sturmhaube mit ins Stadion?”, wurde entsetzt und ungläubig gefragt. “Wohl nur jemand, der randalieren will”, war nicht selten die Antwort. Falsch: Zündet man Pyrotechnik, ist es durchaus ratsam, sich dabei zu vermummen. Es sei denn, hohe Strafen kümmern einen nicht. Und für optisch wunderschöne Bengalen sind wir doch alle, oder nicht?
Irrtum Nummer 6: Die Bezeichnung “Schande von Linz”
Ganz ehrlich, was ist passiert? Ein paar Jugendliche haben nach dem Spiel den Platz gestürmt. Festnahmen: Keine. Verletze: Keine. Sachschaden: Überschaubar. Jedes zweite Wochenende passiert in der Linzer Altstadt mehr. Gar nicht zu reden von diversen Zeltfesten, wo Prügeleien an der Tagesordnung stehen – nur eben mit geringerer Beachtung. Also beruhigt euch, Leute. Danke.
Listiger Lurch (Name der Redaktion bekannt)