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29. December 2013
Geschichte einer Entfremdung – mit Happy End?
Wir haben heute von “Crisp” einen Blog zugeschickt bekommen, den wir euch natürlich nicht vorenthalten wurde. Geschrieben wurde er von einem langjährigen LASK Fan der immer auf den Stehplätzen anzutreffen war. Egal welches Wetter und in welcher Liga der LASK auch spielte. Wie ihr lesen werdet, hat ihm der Niedergang unseres Vereins solch körperliche Schmerzen bereitet, das er in den letzten Jahren nicht mehr ins Stadion gehen konnte. Aber lest selbst …
 
 

LASK – Sturm Graz war eines meiner letzten Spiele. Ich bekam körperliche Beschwerden, nicht nur weil wir so schlecht spielten, sondern weil mir wieder bewusst wurde, dass man eigentlich auf nix mehr wirklich stolz sein konnte am LASK. Der Präsident war scheisse, nicht mal Fan des eigenen Vereins. Eine Alternative war weit und breit nicht in Sicht. Es gab keine Signale, den LASK von außen wirklich zu unterstützen. Das Vereinsgelände musste schon früher verkauft werden um zu überleben. Bestimmte Aktionen von einigen wenigen “Fans” trugen ebenfalls nicht dazu bei, mich noch irgendwie emotional stark an den LASK zu binden. Ich setzte gottseidank andere Prioritäten und das hat mir sehr viel Ärger, Trauer, Wut erspart.

Der LASK wurde von mir sehr wohl noch beobachtet, gottseidank in kritischer Distanz. Das hatte im Gegensatz zu anderen aber nichts mit Boykott um etwas zu erreichen zu tun, sondern war (und ist noch) reiner Selbstschutz.

Wer ist schuld? Reichel hat sicher einen großen Anteil daran. Wie schon oben erwähnt: Er war nie eine Integrationsfigur. Niemals hatte man den Eindruck, er war selber ein LASK´ler! Das wusste man zwar am Anfang, aber jeder hoffte doch, dass sich das ändern würde. Aber seien wir uns doch ehrlich: Am Beginn seiner Präsidentschaft und fast ständig seither war er doch alternativlos! Ich kann mich kaum erinnern dass es ernsthafte Überlegungen gab, etwas an der Führung zu ändern. Das hatte natürlich auch damit zu tun, dass man es zuließ bzw. zulassen musste, dass ein Firmengeflecht unter der Fuchtel Reichels aufgebaut wurde. Aber wer hätte es damals sonst machen sollen? Wer gewollt? Es war NIEMAND da. Die Alternative wäre das Ende gewesen. So war ich am Anfang ein Unterstützer Reichels. Die immer wieder einkehrenden Erfolge haben dann aber zugedeckt, dass der LASK immer „hohler“ wurde. Sein Umgang mit den Fans, den Mitarbeitern, bestehenden und potenziellen Sponsoren hat LASK-würdiges Auftreten vermissen lassen.

Die Substanz ging verloren, das Geschäft war wichtiger als der Spirit. Und bis auf die schöne Erinnerung und die Tatsache, dass der LASK wohl der einzige Verein ist, der in so einer Situation noch immer so viele Leute zumindest ein bisschen interessiert, ist wenig über.

Natürlich war und bin auch ich wütend auf Reichel. Aber es hat sich jahrelang niemand bemüßigt gefühlt, sich als seriöse Alternative zu positionieren. Die hätte ich ja unterstützen können. Aber ohne Alternative gegen einen Präsidenten zu kampagnisieren heißt – für mich zumindest – das Treiben Richtung Selbstmord. Sowas hat mich auch vor Reichel immer gestört. Wenn man niemanden sonst hat muss man halt unterstützen was da ist. Aber was war noch da? Es hat nur Frust erzeugt. So blieb nur die emotionale Emigration.

Und jetzt stehen wir vor einem neuen Anfang. Alles klingt wirklich vielversprechend. Die neue Führung muss zeigen, ob der hohle Körper LASK wieder mit schwarz-weissem Geist, mit Leben erfüllt werden kann. Vielleicht kommt meine Liebe dann irgendwann wieder zurück. Soll ich es hoffen?

Geschrieben von “Crisp”

Christian Zeintl