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30. June 2014
LASK: Zwischen Menschlichkeit und Xenophobie
In den letzten Tagen kam es zu heftigen Reaktionen gegen ein geplantes Video von “seit1908.at”. Wir werden für die beiden Testspiele gegen Celtic Glasgow und Galatasaray Istanbul einen Trailer gestalten und haben dazu Fans der beiden Vereine eingeladen, diesen mitzugestalten. Leider fühlen sich einige LASK-Fans damit angegriffen und tun das auch in den Sozialen Netzwerken kund. Meldungen, die der größte Teil der LASK-Fans nicht verstehen kann und will. Wir haben die Meldungen bewusst auf unserer Facebook-Seite gelassen, damit sich jeder seine Meinung bilden kann. Manche schweigen dazu, manche treten nach vorne und sagen “Nein – nicht mit uns. Wir, die LASK-Fans, wollen von eurer Demagogie nicht vereinnahmt werden.”. Einer dieser LASK-Fans hat uns einen sehr lesenswerten Gastkommentar zukommen lassen.
 

 


Streift man als Fan des Linzer Traditionsvereins „LASK” momentan durch diverse soziale Netzwerke, erkennt man schnell, dass sich die schwarz-weiße Weltkugel in zwei Kontinente entzweit hat. Nicht etwa ein Vorbote eines erneuten Urknalls oder die angekündigte Rückkehr der Familie Reichel bringt die, mittlerweile (fast) zur Ruhe gekommenen, Querulanten erneut zum Stöhnen. Nein, eine einfache Testbegegnung vor Meisterschaftsbeginn bringt Freunde der gepflegten Hausmannskost so dermaßen in Rage, dass man glatt vergisst, dass öffentliche Postings auch öffentlich zugänglich sind. Und sollte man nun glauben die blau-weiße Anhängerschaft oder der verhasste Großstadtverein aus Wien (Anm. Rapid) hätten zum Tänzchen gebeten, muss beschämt verneint werden. Zum Schämen nämlich sind die Kommentare gewisser LASK-Fans, deren ethnische Sicherungen durchbrannten, als man Galatasaray Istanbul, seines Zeichens erfolgreichster und weltweit bekanntester türkischer Fußballverein, als Testspielgegner verlautbarte.

„Alle , nur nicht diese”

Die Rechtfertigungen des erlesenen Kreises der schwarz-weißen Patrioten, sind dabei genauso miserabelst wie deren Einstellung fremder Kulturen gegenüber. Während man nämlich Celtic Glasgow durchaus neutral gegenübersteht, würde man Sneijder und Co am Liebsten gar nicht einreisen lassen. Auf die offensichtliche Antipathie gegenüber türkischen Mitbürgern angesprochen, heißt es, dass ein solches Spiel kurz vor Beginn der lang ersehnten Rückkehr in die zweite Liga, den Köpfen und der Fitness der Spieler nicht bekommt. Andere aber lassen über ihr Gedankengut nicht mutmaßen: „Alle, nur nicht diese” und „Wir machen kein gemeinsames Ding mit Türken” sind neben Aufrufen zum Boykott dabei Gang und Gebe. Zu Zeiten der Weltmeisterschaft, die wohl lehren sollte, dass alle Nationen dieser Welt durch die Liebe zum runden Leder verbunden werden können, ein Sprung vom 10-Meter Brett ins Fettnäpfchen.
Besonders das Fanportal „seit1908.at” bekommt aus diesem Napf ordentlich Fett ab. Diese haben sich nämlich entschlossen für einen Videotrailer, der die beiden Begegnungen ankündigt, ein Casting abzuhalten. Weil dabei mehr Galatasaray-Fans als LASK-Fans erschienen, ließ sich die Ausländerkeule besagter Fangestalten nicht mehr aufhalten. „Wie immer in der Überzahl” war dabei noch ein harmloser Kommentar. Überhaupt, was fällt denen ein , einen aufwendigen Trailer für die breite Masse der LASK-Fans zu gestalten um der Mannschaft möglichst viel Sympathie und Unterstützung entgegenzubringen? Alles für die Mannschaft, nur nicht das, oder?

Stellt euch nur mal vor…

…dass die Mannschaft von Galatasaray Istanbul den Linzer Verein nicht einmal ansatzweise kennt und dass auch heimische Anhänger der Türken nicht für ein Selbstmordattentat mit dem Dönerspieß auf die Gugl kommen, dürfte wohl auch jedem noch so heimattreuem Rumpelstilzchen bewusst sein. Um deren Fantasie dennoch anzuregen ein kleines Beispiel: Eines schönen Abends in der traumhaften Heimat, inmitten von in der untergehenden Sonne lodernden Bergspitzen und den Magen mit herzhaftem Wiener Schnitzel gefüllt, trefft ihr auf eure Traumfrau. Nach einigen wunderbaren Monaten stellt sich heraus, dass sie keine gebürtige Österreicherin ist. Vorausgesetzt ihr boykottiert diese Beziehung daraufhin nicht, werdet ihr wohl bestimmt auch das Land eurer Frau sehen wollen. Weil es dort dann so schön ist, bleibt ihr mit ihr und gründet eine Familie. Um euch das Brett vor dem Kopf zu entfernen, sagen wir einmal es handelt sich um den Einheitsstaat Türkei. Dann lädt der Fußballverein eures Dorfes eure österreichische Lieblingsmannschaft ein um ein Freundschaftsspiel zu bestreiten.

Weil aber die fetten, braunen ungläubigen Österreicher nur Bier saufen, Kinder im Keller halten und unreine Schweine verzehren, kommt es zu Aufständen in der örtlichen Fanszene. Niemand will verstehen, dass ihr als gebürtige österreichische Staatsbürger euren Verein spielen sehen wollt und damit Gefühle und Emotionen verbindet. Ein rauher Wind weht euch von allen Seiten entgegen und ihr müsst euch virtuelle Abneigungsbekundungen gefallen lassen. Angenehm oder?
Weil möglicherweise drei Österreicher in Lederhosen für Radau in eurem Dörfchen gesorgt haben, müsst ihr nun alles ausbaden. Fair oder?
Weil ihr mit rassistischen Äußerungen ein unangenehmes Licht auf euren Verein werft, muss dieser sich erneut vor den Medien rechtfertigen. In eurem Sinne, oder?

Die von Integration faselnden Laufburschen populistischer Agitatoren, lassen diese durch ihre Boykott-Ankündigungen nichteinmal zu. Wenn man jemandem feindlich gegenübertritt, wird sich dieser dafür nicht bedanken. Nicht jeder Mensch ist ein frommer Jesus aus der Bibel.

„Danke seit1908.at”

Zum Ende meiner von Emotionen gepeitschten Bekundungen möchte ich dem Team von „seit1908.at” für die (eigentlich selbstverständliche) Verteidigung der Rechte und Freiheiten aller Menschen bedanken. Zum Glück ist die LASK- Fraktion der Demagogen vernichtend klein wie das gallische Dorf im römischen Reich. Nur haben diese keinen Zaubertrank.

Gezeichnet,
ein LASK-Fan.

Seit1908
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