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5. November 2013
Minderqualifizierte Hilfskräfte?

Nach dem Bericht in den OÖN haben wir zahlreiche Zusendungen von Fans bekommen die sich, zurecht, über diesen aufregen. Hier ein Blog eines LASK Fans den wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen.

Das Auswärtsspiel gegen Steyr ist nun seit einigen Wochen vorbei, die Geschehnisse rund um die Partie wirken aber noch nach. Die OÖN berichten jetzt über 99 “Hooligans” beider Vereine, die ausgeforscht und jetzt zur Kasse gebeten werden. Aus Sicht eines Fans, der an diesem Tag in Steyr dabei war, gibt es zu den Inhalten einiges klarzustellen – auch für nicht-mitgereiste Fans, die möglicherweise durch die mediale Berichterstattung einen falschen Eindruck bekommen. Auf die Ausschreitungen selbst (und was man von ihnen halten kann) will ich dabei nicht direkt eingehen – das Thema wurde schon umfassend diskutiert. Dass es in Steyr tatsächlich gekracht hat, wird kaum jemand bestreiten.

Umso interessanter sind einige Passagen im besagten Artikel. Die angeblichen Randalierer müssen pro Delikt 200 Euro Strafe zahlen. Widerspruch sei zwecklos, “da hat keiner mit Einsprüchen eine Chance”, wird der Steyrer Stadtpolizeikommandant Christian Moser zitiert. Ob die Einsprüche erfolgreich sind oder nicht, sollte Moser aber lieber die dafür verantwortlichen Stellen entscheiden lassen. Denn nach dem Spiel wurden etwa größere Gruppen von LASK-Fans eingekesselt, nach dem Aufnehmen der Personalien hieß es: “Ihr bekommt alle eine Anzeige”. Dabei erwischte es freilich nicht nur Randalierer, sondern auch völlig Unbeteiligte. Ob für diese Personen ein Einspruch also “zwecklos” ist, ist fraglich.

Weiter mit den Inhalten: Im vierten Absatz wird zuerst von Offenbacher Hooligans gesprochen, später wieder von Ultras. Was jetzt, Ultras oder Hooligans? Die Begriffe unterscheiden sich eigentlich klar voneinander, die Definitionen lassen sich auf Wikipedia oder anderen Internetseiten jederzeit nachlesen.

Besonders interessant wird es aber im vorletzten Absatz. Zitat: “Welcher Menschenschlag beim Fußball ausrastet, beantwortet die „Videoanalyse“ der Steyrer Polizei eindeutig. Die Hooligans sind keine Beschäftigungslosen, sondern durchwegs minderqualifizierte Hilfskräfte, die die Woche über die Drecksarbeit machen müssen.”

Dass die Ausschreitungen zum medialen Thema gemacht werden, ist klar. Die Frage ist nur – wie. Es wäre durchaus interessant zu wissen, wie anhand von Videoaufnahmen erkannt werden kann, welchem “Menschenschlag” die “Randalierer” angehören. Hatten sie etwa “Hilfsarbeiter” quer über die Stirn tätowiert? Oder an welchen Merkmalen lassen sich “minderqualifizierte Hilfskräfte”, die “Drecksarbeit” machen müssen, zweifelsfrei erkennen? An ihrer Kleidung? An ihrer Frisur? Vorurteile dieser Art sollten im 21. Jahrhundert eigentlich nichts zu suchen haben – und gehen in eine gefährliche Richtung. Ich will nicht in die Polemik abgleiten, aber: Wer gilt als Mensch, der “die Woche über Drecksarbeit machen” muss? Sind das Menschen, die tagtäglich hart arbeiten, um ihre Existenz zu sichern – sei es auf Baustellen, in Werkshallen oder als Müllabfuhr? Die wichtige Dienste für unsere Gesellschaft erfüllen?

Besonders amüsant ist die etwas gewagte Analyse des Stadtpolizeikommandanten übrigens im Bezug auf den Alkoholpegel der Fans, die “kaum betrunken” gewesen sein sollen. Besonders bei Hooligan-Szenen im Ausland wird tatsächlich nicht selten wenig bis kein Alkohol konsumiert, um “möglichst kampffähig” zu bleiben. Dass dies beim LASK nicht der Fall ist, zeigt sich aber eigentlich bei fast jedem Auswärtsspiel. Damit muss man sich zwar nicht brüsten, dieses Beispiel soll nur die Unwissenheit der Exekutive zeigen. Besonders szenekundig dürfte Moser ohnehin nicht sein: Gegenüber dem ORF sprach er davon, dass sich die LASK-Fans gegen Steyr mit den “Green Lions” verbündet hätten. Na klar.

Moser ist, was zumindest “umstrittene” Polizei-Einsätze betrifft, übrigens kein Unbekannter. Weitere Informationen dazu gibt es hier und hier.

Synonym des Autors: “Listiger Lurch”

>>> auch unter Kollegen kommen die Aussagen nicht gut an – “Klick mich” <<<

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