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5. December 2018
Politische Profilierung – wenn (fast) jedes Mittel Recht ist

Die Diskussion um den möglichen Stadionstandort Pichling treibt in den letzten Tagen die Wogen im oberösterreichischen Blätterwald hoch. Wie einst Don Quichote kämpft ein Linzer Gemeinderat vehement gegen das Projekt und hat nun erreicht, dass verschiedene Fraktion am morgigen Donnerstag eine Volksbefragung der Linzer Bürger erreichen werden. Die Trump-eske Inszenierung mit gezielter Halbwahrheit verdient dennoch eine nähere Betrachtungsweise.

Der Stadiontrend geht an den Stadtrand

Kurz vorweg: Wir verzichten an dieser Stelle darauf, noch einmal zu erklären, warum die Stadien in Pasching und auf der Gugl langfristig keine geeigneten Spielstätten für den Profibetrieb in der Österreichischen Bundesliga sind. Diese Polemik liest man nämlich in diversen Kommentaren unter den Stadionberichten und die Stadt Linz wäre fein raus, müsste der LASK das von der Stadt Linz verursachte 30 Mio. €-Sanierungsdesaster in den nächsten Jahrzehnten ausbaden.

Gleichzeitig unterstellen wir einem Stadtplaner, prinzipiell Ahnung von Stadtplanung zu haben. Dann müsste er allerdings auch sehen, wo der Trend des modernen Sportstättenbaus hingeht. Und der geht weg von den Wohngebieten, hin zu Lagen in der Prärie. Am Stadtrand, um eben gewisses Konfliktpotenzial mit Anrainern zu vermeiden. Man schlage nach in Hamburg, Frankfurt, München, St. Pölten, Salzburg – diese Liste ist endlos erweiterbar.

Durch Leaks unter Zugzwang

Ja, der Standort hat Probleme hinsichtlich öffentlicher Anbindung und die Grünflächenversiegelung ist ein generelles Problem. Aufgebauscht hat sich das Problem jedoch vorrangig, weil durch ein Medienleak der OÖN das ganze Projekt vorzeitig grob präsentiert werden musste und viele Fragen bis dato nicht geklärt werden konnten, auf die sich aber die handelnden Politiker stürzen. Es gab für den LASK bis dato nie die Gelegenheit zu einer Projektvorstellung in Ruhe. Einmal ein Auszug jener Halbwahrheiten, mit denen von handelnden Politikern gearbeitet wird:

          Der LASK erwarte die 10. Mio. €-Finanzspritze der Stadt Linz und baue nur deshalb auf Linzer Stadtgebiet.

è Der LASK ist ein Linzer Verein, der sich seit seiner Gründung 1908 zu Linz und seinen Wurzeln in der Stahlstadt bekennt. Das ist der vorrangige Grund, warum der LASK unbedingt einen Standort auf Linzer Stadtgebiet sucht. Ja, es gibt eine Finanzierungszusage aus dem Jahre Schnee. Die LASK-Führung hat aber noch keine detaillierten Finanzierungspläne bekannt gegeben. Bislang ist lediglich bekannt, dass sich die Gesamtsumme des Stadionbaus bei 45 Mio. € einpendeln soll.

          Exakter Standort des Stadions direkt am See.

è Über den exakten Stadionstandort im Sinne der Nähe zum See hat der LASK bis dato noch kein Wort verloren. Handelnde politische Personen propagieren stets die lediglich 50m Abstand zum See selbst, dies wurde nie bestätigt und dient nur der Verunsicherung der Erholungsuchenden.

          Angst vor Lärm, Müll und Zerstörung  

è Der Badesee wird im Sommer an Spitzentagen lt. Homepage des Landes Oberösterreich täglich von 15-20.000 Menschen besucht. Dies stellt wesentlich mehr Menschenmasse da, als im Schnitt bei einem Fußballspiel, das in der Regel 1x alle 2 Wochen stattfindet, anwesend sein würden. Die Vermüllung des Seeareals rund um überfüllte Mistkübel passiert an Spitzentagen regelmäßig. Dahingehend sollte eher die Frequenz der Müllentsorgung hinterfragt werden. Ein beständiger Lärmpegel ist alleine durch die nahe gelegene Autobahn, die Bundesstraße sowie die Westbahn gegeben.

          Propagierung des Pichlinger Sees als Naturjuwel

è Die Wasserqualität des Pichlinger Sees gilt laut Ages als ausgezeichnet und weist dennoch bezüglich E.coli-Bakterien und Enterokokken eine der höchsten Belastungen aller oberösterreichischen Seen auf, das Wasserbild gerade im Hochsommer ist alles andere als appetitlich. Man tut schlecht daran, den Menschen ein Bild in den Kopf zu setzen, als würde man mit einem Stadionbau die Donau-Auen zubetonieren. Der Badebetrieb würde neben dem Stadionbetrieb problemlos und uneingeschränkt funktionieren, das Beispiel Sankt Pölten funktioniert auch hier wunderbar. Die zeitliche Überschneidung zwischen Badegästen und Stadion ist von Haus aus minimal.

          Die vom LASK durchgeführte Standort-Studie, wo 27 mögliche Standorte geprüft wurde, ist nicht einsehbar und lt. Handelnden Politkern gäbe es viel geeignetere Standorte, z.B. Plus City, Uno City oder Haid-Center.

è Dieses Name-Dropping ist völlig sinnlos, weil gerade der Verkehrsaspekt bei den drei oben genannten Gegenden zwar öffentlich besser ist, aber dort der Autoverkehr an praktisch jedem Tag alles zum Erliegen bringt. Der LASK vertraut auf Projektmanager von außen, die schon mehrfach Stadien errichtet haben und deshalb wichtige Parameter wertfrei einordnen können. Hier bewusste Verschleierung zu unterstellen entbehrt jeglicher Grundlage.

          Der Vorwurf, man ignoriere die fehlende öffentliche Anbindung

è Der schlecht ausgebaute öffentliche Verkehr bricht der Stadt Linz ohnehin jeden Werktag das verkehrstechnische Genick und ist das Ergebnis jahrzehntelanger städteplanerischer Verfehlungen, für die der LASK nicht geradestehen muss. Dies passiert schon in weitaus zentraleren Lagen als in Linz Pichling. Für einen Nicht-Linzer, der zumeist auf das Auto angewiesen ist, stellt ein Stadionbesuch mit öffentlichen Mitteln ein Hindernis dar, wenn man innerhalb der Stadt länger braucht, als von der Umlandgemeinde nach Linz. Egal, wo man in Oberösterreich ein Stadion hinbauen würde, mehr als 30-40% der Besucher würde man nie mit Öffis locken können und man kann den Individualverkehr nicht im Vorhinein ausschließen.

 

Christoph Zeppetzauer
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