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6. November 2013
Qualitätszeitung OÖN – Mythos oder Wirklichkeit?
Nachdem gestern schon mit dem Blog vom “listigen Lurch” die Polizei bzw. Oberst Moser aufgeblattelt wurde, möchten wir heute auch noch einen Blick auf die “Überbringer” des Blödsinns vom Herrn Oberst werfen. Die OÖN entwickeln sich leider immer mehr zu einem Boulevardblattl. Ein langjähriger LASK Fan hat sich zu diesem Thema so seine Gedanken gemacht. Der Autor ist der Redaktion bekannt. Da er sowohl mit der Polizei, als auch mit der OÖN in geschäftlicher Verbindung steht, möchte er anonym bleiben. Wir akzeptieren das natürlich und werden seinen Namen lt. Redaktionsgesetz nicht nennen. Wir möchten nur sagen, dass wir uns zu 100% seiner Meinung anschließen können. Also gut, hier nun der sehr interessante Blog der vielleicht auch euch etwas die Augen über Verbandelung von Presse und Staatsmacht öffnen wird.
 
Ich bin LASK-Fan. Ich habe Familie. Ich leite ein Unternehmen. Ich trage Verantwortung. Ich zahle ordentlich Steuern – und damit wohl auch Presseförderung. Aber heute? Heute erkläre ich mich solidarisch! Heute bin ich eine minderqualifizierte Hilfskraft, die die Woche über die Drecksarbeit machen muss! Der „Dreck“, den ich heute zu erledigen hatte, bestand darin, so wie jeden Morgen zum ersten Bürokaffee, die Onlineausgabe der OÖN zu lesen.
 
Beim Artikel des Herrn Hannes Fehringer (im Steyrer Lokalteil) hatte ich kurzfristigen Brechreiz… jaja, der böse „Dreck“!
 
Herr Herausgeber Cuturi, Herr Chefredakteur  Mandlbauer, Herr Ressortleiter Atteneder:
Denken Sie sich irgendetwas bei der Auswahl Ihrer Lokalredakteure?
 
Sind das Journalisten oder verzweifelte, junge Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen?  
Können die es nicht besser oder erfüllen diese armen Geschöpfe lediglich Ihre Vorgaben, die Blattlinie?
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch! Ich bin, obwohl ich die OÖN sowieso schon lange online lese, nach wie vor Abonnent. Wir schalten Personalanzeigen ausschließlich im Karriereteil der OÖN.
Und wenn es unser Werbebudget zulässt, ist auch hier die OÖN unser Partner.
 
Ich mag die OÖN einfach, vor allem am Samstag.
 
Ein insgesamt ausgefeiltes Paket, ein oft etwas magerer Wirtschaftsteil wird durch einen sehr guten Sportteil ausgeglichen, Frau Czernys „Gipfelgespräche“ zum Beispiel, würden noch eine weitaus größere Bühne verdienen.
 
All das ist für mich aber heute nichts mehr wert!
 
Denn zum zweiten Mal innerhalb eines  Jahres, verspüre ich am eigenen Leib, dass sich die OÖN vom Qualitätsmedium zum Boulevardblatt entwickelt hat. Das schlimmste daran ist für mich aber die Tatsache, dass man sich für die schnelle Story mit den vermeintlich Mächtigen arrangiert.
 
Die erste absurde, traurige Geschichte:
 
Am 6.12.2012 berichtet die OÖN im Rieder Lokalteil über die Pensionierungsfeier des Stadtpolizeikommandanten August Weidenholzer. Er durfte in dieser „Story“ die schönste Geschichte seines Lebens erzählen – den Wasserwerfereinsatz gegen LASK-Fans am 20.10.2007. Und auf dem Foto zum Beitrag durfte der „Herr“ auch noch mit einer Torte mit Wasserwerfer posieren.
 
Ich war damals dabei! Ich war eines der Opfer!
 
Es wäre ein ganz normales Derby gewesen, wie ich in den 30 Jahren, die ich nun dabei bin, viele gesehen habe. Doch schon vor Spielbeginn hat sich Herr Weidenholzer sein privates Buffet angerichtet.
 
LASK-Fans hatten wie immer auch Karten für die, an den Auswärtssektor angrenzenden, Sektoren. nur durften sie diesmal nicht dort hinein. Herr Weidenholzer pferchte sie alle in den Auswärtssektor. Dieser ist für rund 600 Zuschauer konzipiert, weit über 1000 mussten das Spiel von dort aus verfolgen. Viele schafften es in den 90 Minuten nicht, auch nur einen einzigen Blick aufs Spielfeld zu erhaschen Tja, und dann war da noch der Wasserwerfer direkt neben dem Auswärtssektor und wir haben noch herumgealbert „Die wollen wahrscheinlich für die EM üben!“ – wie recht wir doch haben sollten. Das Spiel war aus, ich wollte wie viele andere zu einem der Busse (um mir das Verkehrschaos zu ersparen, bin ich damals mit dem LEGENDÄR-Bus angereist, Familien mit Kindern, Großeltern mit ihren Enkeln – eine lustige Truppe zwischen 5 und 75 Jahren), plötzlich ging es los: Wasser, Pfefferspray, absolutes Chaos.
 
Ich persönlich hab beides abgekriegt, kam aber doch irgendwie übers Absperrgitter zum Bus, half noch einigen Anderen übers Gitter und irgendwann waren wir vollzählig, die Bustüre endlich geschlossen. Der Schock lies langsam nach und das Ausmaß dieses polizeilichen Anschlages auf friedliche Bürger, auf diejenigen, die das Gehalt dieser „Freunde und Helfer“ Monat für Monat bezahlen, wurde sichtbar:
 
Neben Verletzten, denen von den Einsatzkräften jede Hilfe verweigert wurde (ein ca. 65-jähriger wurde auf dem Stiegenabgang frontal vom Wasserstrahl getroffen und mit voller Wucht rücklings auf die Stufen geschleudert und klagte über starke Rückenschmerzen, ein 10-jähriger saß von Kopf bis Fuß vollgekotzt im Bus, weil er eine Dosis Pfefferspray ins Gesicht bekommen hat), saßen Männer , Frauen und Kinder denen die Angst ins Gesicht geschrieben stand, die weinten, die verzweifelt, einfach geschockt waren. Keiner von uns hat – Gott sei Dank – einen Krieg erleben müssen. Aber, und da waren wir uns einig, so muss es in etwa sein. Mein Weltbild hat sich an diesem Tag verändert. Ich war wirklich so naiv zu glauben, dass die Polizei, die ich finanziere, für mich da ist! Habe Geschichten über Polizeigewalt für absoluten Schwachsinn gehalten. Klar gibt es sowas, in Afrika, in China, in Nordkorea – aber nicht in Europa, niemals in Österreich.
 
Ich habe mich geirrt!
 
Und gut 5 Jahre später, am 6.12.2012, sitze ich frühmorgens in prächtigster Nikolaus-Stimmung im Büro, trinke meinen Kaffee und lese die Online-OÖN, bis ich beim „Pensionierungs-beweihräucherungs-Artikel“ für diesen Weidenholzer lande… jenen Mann, der sich -anstatt schon längst vom Dienst suspendiert zu sein – auch noch mit seiner Wahnsinnstat rühmen darf.
 
Jener Tat, bei der auch ich – das einzige Mal in meinem Leben – zum Opfer wurde.
 
In diesem Moment stieg in mir eine unbändige Wut auf, eine Wut, die ich bis zu diesem Artikel, von mir selbst nicht kannte. Ich greife zum Telefon, wähle die OÖN und verlange Herrn Mandlbauer. Ich warte gut eine halbe Stunde in der Leitung, gebe dann auf und entscheide mich für ein, in der Wortwahl bestimmt heftiges, Mail. Schon bald ist klar warum ich warten muss. Ich war nicht der einzige. An diesem Tag gab es wohl hunderte Anrufe und Mails von Betroffenen. Schon gegen Mittag war der Artikel von der Homepage verschwunden und es kam ein Entschuldigungsmail, in dem die Schuld auf eine „junge, unerfahrene Kollegin geschoben wurde.
 
Ich war versucht, die Sache zu vergessen, bis am Abend der folgende Blog des „Iceman“ auf www.seit1908.at erschien:  Wenn alte Wunden aufreißen  Das schockierendste an diesem Tag, war für mich dieser Blog.  
 
Denn in diesem Artikel wurde nicht nur die gemeinsame Vergangenheit aufgearbeitet, nein dem Schreiber – einem Hobbyschreiber, der seine Infos in der Freizeit sammelt, weil er 10 Stunden am Tag arbeitet, also keinem bezahlten Angestellten der OÖN, dessen Job es wäre, investigativ zu recherchieren und solche Skandale aufzudecken – ist es dank Eingabe eines Namens auf Google, ganz leicht gefallen, herauszufinden, wer dieser Weidenholzer wirklich ist.
 
Ein Polizeikommandant, der seine Kollegen verarscht, der Rechte Gesänge nicht von chinesisch unterscheiden kann und der Bürger mit Zivilcourage, die Videos zur leichten Identifizierung von Straftätern liefern, als „Gutmenschen“ abtut, anstatt seinen Job zu machen und aktiv zu werden.
 
Und da habe ich mich erstmals gefragt, welche Zeitung ich da lese?
 
Kann der Lokalreporter nicht recherchieren?
 
Ich glaube das kann er – Lesen, Schreiben und die Benutzung von Google werden wohl Grundvoraussetzung sein, um für die OÖN arbeiten zu dürfen!
 
Also muss die Sache System haben:
Legen wir uns nicht mit den Mächtigen an! Halten wir sie uns gewogen! Dafür gibt es im Gegenzug ab und an eine Info und wenn es hoch her geht eine Einladung zu Speis & Trank bei einer Pensionierungsfeier! Unsere blöden Kunden werden es schon nicht merken!
 
Mir fiel es in diesem Moment wie Schuppen von den Augen, ich wollte handeln, wirklich mein Abo kündigen und auch die geschäftlichen Beziehungen beenden. Aber ja, auch ich bin ein Mensch, auch ich bin ein  Gewohnheitstier. Die Tage vergingen, der Ärger verflog, die Geschichte geriet in Vergessenheit – alles blieb beim Alten.
 
Bis heute Morgen…
 
Die zweite absurde, traurige Geschichte:
 
Und hier geht es mir gar nicht um die Sache, dass eine derartige Berichterstattung eher kleinformatigen Medien zugetraut wird, wurde schon den ganzen Tag über besprochen. Mir geht es um das schändliche Spiel, das die OÖN mit ihren Lesern spielt! Es ist wieder früh morgens, ich sitze wieder im Büro, trinke wieder meinen ersten Kaffee und lese wieder die Online-OÖN.
 
Randalierende Fans werden zur Kasse gebeten
 
Und wieder einmal steigt in mir das Verlangen hoch, einem OÖN-Redakteur meinen Kaffee ins Gesicht zu spucken (ich hatte das erst einmal im Leben, am Nikolaustag 2012). Mein 2. Gedanke war: Oberst Moser? Da war doch was?
 
Google muss her – ich finde einen Artikel auf OÖN, ein klassischer „Einschleimer“, wie es sich gehört, wenn der Lokalredakteur beim neuen Stadtpolizeikommandanten geladen ist:
 
Es wird nicht langweilig in Steyr
OÖN, vom 18.2.2011
 
Zufrieden bin ich damit aber nicht, eine derartig nichtssagende Geschichte, wäre mir bestimmt nicht in Erinnerung geblieben. Also suche ich weiter. Bei einem echten Qualitätsmedium, das nicht auf den guten Willen lokaler Größen angewiesen ist, werde ich fündig. www.derstandard.at berichtet am 19.10.2009:
 
“Polizei liefert beschuldigtem Polizisten Aussage-Entwurf” 
 
Und da war es! Oberst Moser ist jener Oberst Moser, dessen üble Machenschaften in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss ans Licht kamen! Jener Oberst Moser, der eigentlich schon als neuer Linzer Polizeikommandant galt, der sich dann aber nach dieser Geschichte – völlig freiwillig – im Februar 2011 für Steyr entschied.
 
Was ist jetzt der Skandal werden sie sich wahrscheinlich fragen?
 
Zur Erinnerung – Im Oktober 2009 kam der Anweisungsskandal des Herrn Moser im Untersuchungsausschuss ans Licht, der Standard berichtete.
 
Und jetzt probieren sie bitte Folgendes aus: Gehen sie auf www.oön.at -> geben sie bei der Suchfunktion „Oberst Moser“ ein -> schränken sie den Suchzeitraum ein „1.10.2009 – 31.10.2009“ -> drücken sie auf „Suchen“
 
Das Ergebnis wird sie vielleicht überraschen, mich hat es nicht mehr überrascht:
 
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Auch vor seinem Dienstantritt in Steyr gibt es keinen kritischen Artikel, keine Information an die Bürger, wer hier wirklich neuer Stadtpolizeikommandant wird.
Nein, es gibt das, was es für eine geschmierte, ich meine funktionierende Zusammenarbeit braucht. Man streut ein paar Rosen, trinkt gemütlich ein Glaserl, verspricht sich gegenseitig sich nicht weh zu tun und dass man dafür auch sicher sehr lieb zueinander sein wird! Und ganz bestimmt geht der Herr Moser mal in Pension. Dann darf der Herr Lokalredakteur auch ganz bestimmt eine Torte vorbeibringen, auf der steht ein minderqualifizierter Hilfsarbeiter, der die ganze Woche die Drecksarbeit erledigen muss.
 
Und ganz bestimmt, wird sich die anwesende Lokalprominenz köstlich amüsieren, wenn der Herr Moser die Geschichte vom schönsten Tag in seinem Leben erzählen wird.
Und noch etwas wird dann ganz bestimmt passieren:
 
ICH WERDE ES GANZ BESTIMMT NICHT MEHR LESEN!!
 
Denn für mich war es das, meine langjährige Beziehung mit der OÖN endet zum nächstmöglichen Termin! Ich weiß nicht, wie unabhängig Journalismus wirklich sein muss. Ich tu mir schwer zu beurteilen, wie andere Medien mit solchen Themen umgehen. Aber ich weiß, dass ich mir mehr erwarte!!
 
Und wenn mir bei so unwichtigen Themen, wie dem Steyrer oder dem Rieder Stadtpolizeikommandanten schon nicht die Wahrheit erzählt, bzw. die Wahrheit verschwiegen wird, möchte ich mir jetzt gar keine Gedankendarüber machen, mit wie viel Wahrheit ich in den letzten 20 Jahren  bei anderen, bei wichtigen Themen versorgt wurde.
 
 
 
Christian Zeintl