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28. October 2012
Verloren hat nicht nur der GAK

Während sich die Mannschaft in den Katakomben noch freute und sich die Busse der Fanklubs gemütlich auf den Heimweg machten, durften jene Fans, die mit Auto und Zug angereist waren, in Kleingruppen das Stadion verlassen. Konnte man vor dem Spiel von einem Hochsicherheitsspiel lesen und sah während des Spieles genug Polizeipräsenz im Stadion, bot sich danach ein klein wenig anderes Bild.

sawbannerZwar passierte man zwei Reihen von Straßensperren in Richtung Straßenbahn, doch dahinter warteten wenig überraschend rund 35-40 Anhänger des GAK, die sich einfach ihren Frust aus der Seele dreschen wollten. Nachdem man zuvor schon alle Fanartikel sicherheitshalber verstaut hatte und zügig ohne zu kommunizieren in Richtung Straßenbahn marschieren wollte, fielen die ersten Schläge wie aus dem Nichts. Zwar gelang schließlich die Flucht in verschiedene Richtungen, jedoch waren einige Leute mit offenen Cuts schwer gezeichnet. Sind einige Fans des GAK somit Arschlöcher, denen wir die Liquidierung ihres Vereines gönnen, ist die Rolle der Polizei für den rechtschaffenen Bürger erschütternd. Der Überfall geschah genau 15 Meter hinter der letzten Straßensperre, die von 15 schwerbewaffneten Polizisten bewacht wurde. Diese hatten beste Sicht auf das Geschehen und sahen sich dennoch nicht genötigt, einzuschreiten.

Einer unserer kleinen Gruppe, der sich zurück über die Straßensperre retten wollte, wurde von einem Polizisten mit einem Tritt begrüßt und mit den Worten „Für euch können wir nichts tun“ wieder verabschiedet. Zuvor durfte er allerdings noch auf den Boden und seinen Ausweis herzeigen. Geübte Auswärtsfahrer können sagen: „Typisch Graz, das ist doch bei Sturm auch immer passiert.“ Das mag schon richtig sein, doch man kann sich nicht an der Vergangenheit orientieren. Es ist offensichtlich, dass viele dort anwesende Polizisten ihre Aufgabe nicht mit der richtigen Einstellung versehen haben. Als man schließlich in der Nähe der Straßenbahn eine einzelne Polizistin mit einem Multivan fragte, ob Sie uns mit den offensichtlichen Blessuren in Richtung Hauptbahnhof fahren könnte, bekam man auch eine Absage.

Die Rolle eines Polizisten bei einem Fußballspiel ist also sicher vieles, aber nicht jene eines Freund und Helfers. Neben der wieder einmal komplett falsch angegangenen Einsatzplanung (wie kann man nur den Platz in Richtung Straßenbahn vor dem Stadion kaum bewachen lassen?) ist es diese Passivität, die schockiert. Ein rechtschaffener Bürger wäre hier schon mit Begriffen wie unterlassener  Hilfeleistung usw. konfrontiert. Ein Fußballfan ist also offensichtlich der letzte Abschaum der Gesellschaft, wo es die Polizisten genießen, wenn diese sich (auch wenn unter komplett unmöglichem Kräfteverhältnis) in die Goschen hauen. Um nachher die Personalien festzustellen und offensichtliche Opfer auch noch Konsequenzen anzudrohen. Auch wenn es nun vorbei ist und man Gott sei Dank ohne weitere Zwischenfälle davonkam, bleiben Fragen zurück. Wie stellt sich die Polizei die künftige Zusammenarbeit mit Fanvertretern vor, wenn man doch vor fremden Stadien Freiwild ist? Was möchte man unternehmen, um so etwas in Zukunft zu verhindern (vermutlich nichts, man geht ja dort eh nur hin, um Wochenendzulagen zu kassieren oder selbst reinzudreschen)? Welche Konsequenzen zieht die Einsatzleitung aus solchen Vorfällen? Wozu gibt es szenekundige Beamte, wenn sich 40 GAK-Hooligans teils vermummt vor der Straßensperre positionieren können und die LASK-Fans auch noch durchgelassen werden?

Wie dem auch sei, wir werden uns auch in Zukunft das Auswärtsfahren nicht vermiesen lassen, dafür gibt es in Summe zu viele positive Erlebnisse. Aber man lernt für die Zukunft. Es gibt offensichtlich manche, die gleicher als gleich sind. 

Christoph Zeppetzauer
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