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20. December 2016
Von Champagner-Feten und den Auswirkungen von zu vielen Weihnachtsfeiern

Die Vorweihnachtszeit ist hart. Für LASK-Fans, weil sich die Winterpause schon jetzt ziemlich in die Länge zieht und kein Ende in Sicht ist. Aber vor allem für unsere Linzer Stadtpolitiker. Da gilt es Präsenz zu zeigen, die Landstraße auf und ab zu spazieren, viele Hände zu schütteln und an den vielen Glühmost- und Punschständen Standhaftigkeit zu beweisen. Nur einer tanzt da sprichwörtlich aus der Reihe – Bürgermeister Klaus Luger. Denn während seine Vasallen laufen, um in Linz Bürgernähe zu demonstrieren und überall erklären zu müssen, warum es die klammen Stadtkassen nicht mehr erlauben, den traditionellen Freieislaufplatz in der Innenstadt (am Höhenrausch, bzw. am Martin-Luther-Platz) zu finanzieren, hat er seine neue Berufung gefunden. Rührt er die Werbetrommel für die Linzer Landstraße, eine der 4 Top-Einkaufsstraßen Österreichs? Weit gefehlt.

Seit neuestem fungiert UALHBGM (Unser Aller Liebster Herr BürGerMeister) als Testimonial für die außerstädtische Konkurrenz, die PlusCity, die ja bekanntlich im Vorort Pasching, also im Bezirk Linz-Land und somit außerhalb von Herrn Lugers Verantwortungsbereich liegt. Am 2. Dezember eröffnete er dort feierlich den neuen Eislaufplatz auf dem Dach des Einkaufszentrums, genoss ein paar schöne Stunden und feierte mit Champagner & allerlei Köstlichkeiten sich selbst, das Leben, den größten Konkurrenten des innerstädtischen Einzelhandels und konnte vielleicht auch schon Bewerbungsgespräche für die Zeit nach der Politik führen. Denn als gewählter Volksvertreter weiß man ja nie… Ob es sich bei der aufgebauten Freieisfläche just um jene handelt, die sich Linz nicht mehr leisten kann, wurde im Lauf der Party leider nicht thematisiert und entzieht sich somit unserer Kenntnis.

Natürlich könnte man jetzt sagen „Das war ja alles für einen guten Zweck!“ Aber nein, das lassen wir so nicht gelten. In Zeiten, in denen der stationäre Handel ohnehin zu kämpfen hat und es echte strukturelle Probleme in den Innenstädten gibt, muss sich ein Bürgermeister schon überlegen, wo und für wen er sich vor den Karren spannen lässt. Nun fragt sich der werte Leser eventuell, was diese Informationen auf einer LASK-Fanplattform zu suchen haben? Dafür gibt es 2 Gründe.

Grund 1: Luger und Pasching… da war doch was?

 Ach ja genau. Genau der Herr Luger, der jetzt öffentlich dafür wirbt, dass die Linzer doch vor den Toren der Stadt – in Pasching – einkaufen gehen sollten, hat den netten Vorort noch vor wenigen Monaten verteufelt. Dass der LASK die optimalen Trainingsbedingungen in Pasching (also innerhalb der LINZ AG-Kernzone), dem herben Ostblockcharme der renovierten Gugl-Ruine vorzieht, versteht der BGM nach wie vor nicht. Und dass mit dem LASK nun auch noch der allerletzte Gugl-Mieter, der jahrelang den vollen Mietpreis bezahlte, weggefallen ist, bedeutet eine finanzielle Tragödie für die Stadt. Was schlecht für die Stadtkasse ist, hat sich aber für den Verein und vor allem für die Fans als absoluter Geniestreich erwiesen.

Und Herr Luger hat mittlerweile auch erkannt, wie lässig es in Pasching sein kann… denn für die Party in der PlusCity hat er sogar das zeitgleich stattfindende Derby ausgelassen und sich somit eine 90-minütige Demütigung seiner Blauweißen erspart!

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Grund 2: Am Sonntag trudelte wieder einmal eine Presseaussendung der „Gemeinderatsfraktion der SPÖ Linz-Stadt“ ins Haus.

Sport-Stadträtin Karin Hörzing empört sich in der Überschrift „LASK-Lobbyismus eskaliert von ungeniert zu unverschämt!“ Genau die richtige Lektüre für einen gemütlichen Sonntagnachmittag, denken wir uns. Nach dem ersten Durchlesen war klar: Frau Hörzing ist relativ neu in diesem Job, wir verzeihen ihr den Blödsinn, den sie da verzapft! Doch nach kurzer Recherche, wussten wir: Sie sitzt seit 2003 im Linzer Gemeinderat, ist seit 2013 hochbezahlte Stadträtin (unter anderem auch 2 Jahre für den Verkehr zuständig – wir sollten also auch an sie denken, wenn wir täglich im Stau stehen!) und so ganz nebenbei auch noch Aufsichtsrätin der LIVA. Ahnungslosigkeit kann (bzw. sollte) also nicht der Grund für diese völlig wirre und substanzlose Aussendung sein.

Also lesen wir das Ganze noch einmal – und schon wird die Sache klarer. Der/Die Verfasser/in muss wohl ein/e Ferialpraktikant/in gewesen sein, der die Aussagen von Frau Hörzing völlig aus dem Zusammenhang gerissen widergegeben hat. Wenn es sich aber wirklich um Zitate der Stadträtin handelt, sollte sie auch rasch damit beginnen, sich um einen Job für die Zeit nach der Polit-Karriere umzusehen (Herr Luger hat da schon gute Kontakte zu einem großen Einkaufszentrum). Für den Fall, dass sich Frau Hörzing für ihre verbalen Entgleisungen entschuldigen möchte, empfehlen wir die Ausrede „Unmenge an dienstlichen Weihnachtsfeiern und Punschhütten-Besuchen im Dienste der Allgemeinheit nebst den hinlänglich bekannten Folgeerscheinungen am Tag danach“ – dafür könnten wir eventuell Verständnis aufbringen.

So richtig interessant wird das Ganze aber erst, wenn man sich auch den Absender des Mails (das wir dankenswerter Weise von einem Journalisten im Original bekommen haben) genauer ansieht. Denn abgesendet wurde es nicht vom Büro der SPÖ-Gemeinderatsfraktion… auch nicht vom Büro von Stadträtin Hörzing… und nicht vom Fraktionsvorsitzenden Stefan Gigler…Nein, der Absender ist laut Mail das Büro des Linzer Bürgermeisters Klaus Luger, namentlich ein Mitarbeiter aus seinem Stab, der nebenbei Geschäftsführer einer Werbeagentur ist und bei vielen Publikationen des Herrn Bürgermeisters im Impressum aufscheint. Und nicht, wie ursprünglich angenommen, ein Ferialpraktikant.

Ob es wirklich angebracht ist, dass das Büro des Bürgermeisters am Wochenende Tätigkeiten für eine bestimmte Gemeinderatsfraktion erledigt (vor allem für eine ihm besonders nahe stehende), können wir nicht beurteilen. Ob der Mitarbeiter einen Wochenendzuschlag erhält und wie der dann mit der Fraktion intern abgerechnet wird, wissen wir natürlich auch nicht. Und weil wir ja keine Verschwörungstheoretiker sind, gehen wir auch nicht davon aus, dass Herr Luger das Ganze angezettelt hat und seine Kollegin Frau Hörzing zum „verbalen Auf-den-LASK-einschlagen“ vorschickt, um sich nicht wieder selbst in die Nesseln zu setzen.

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Wir halten uns also strikt an den Inhalt der Presseaussendung, worum geht es da eigentlich? OÖFV-Präsident Dr. Gerhard Götschhofer wird darin unterstellt, dass er das Linzer Stadion auf der Gugl im Rahmen einer Veranstaltung als „Dreckladen“ bezeichnet haben sollte. (Von uns war niemand auf dieser Veranstaltung, von Teilnehmern haben wir aber gehört, dass zum Thema Stadion der Satz „Ein Kunde geht auch nicht gerne in einen dreckigen Laden!“ gefallen sein soll.) Den Sager an sich können wir nicht beurteilen. Wir wissen nur so viel: Als der LASK noch Mieter war, ist es auf der Gugl immer schön sauber gewesen, denn die Stadt Linz hat für jedes Spiel einige tausend Euro an Reinigungskosten verrechnet.

Bezieht man das Wort „Dreck oder dreckig“ lediglich auf die Fakten, die ein Fußballverbands-Präsident zu bewerten hat, muss man Herrn Dr. Götschhofer Recht geben.

 

  • – Verkehrschaos & Parkplatznot, selbst wenn Blauweiß vor 1.000 Zuschauern spielt.
  • – Länderspieluntauglich, trotz 32 – für die Verhübschung – verschwendeter Millionen
  • – Fußball-Bewerbsspiele können nicht in Linz durchgeführt werden, wenn es eine Veranstaltung in der Halle gibt (Cupspiele, wie Blauweiß – Rapid, können nicht langfristig terminisiert werden), bzw nur dann durchgeführt werden, wenn sich UALHBGM persönlich für seinen Herzensklub einsetzt (Meisterschaft, Blauweiß – Horn, während des Tennisturniers).

 

Da ist „Dreck oder dreckig“ zwar kein schönes Wort, in der Sache aber noch sehr harmlos und sachlich gewählt. So weit so gut – nur mit dem LASK hat das überhaupt nichts zu tun. Und trotzdem beginnt es wieder einmal – das LASK-Bashing über ausgedruckte 1 ½ Seiten. Zuerst werden Personen angegriffen, die mit dem LASK rein gar nichts zu tun haben und die Dinge so verdreht, dass der LASK negativ wegkommt. OÖFV-Präsident Dr Götschhofer zum Beispiel. Ein Mann, der Aufgrund seiner Funktion oberster Vertreter aller OÖ Fußball-Vereine ist, ganz egal ob ASKÖ oder Union… für ihn stehen die Sportlerinnen und Sportler wirklich im Vordergrund.

Da stellt Frau Hörzing allen Ernstes die Frage „ob seine Vorliebe für einen einzigen Verein sich noch mit seiner Verantwortung für den gesamten Sport vereinbaren lässt?“ Liebe Frau Stadträtin! Stellen sie genau diese Frage doch bitte einmal ihrem Chef. Anstatt einen Mann anzupatzen, der das Ehrenamt lebt und kein gut dotierter Berufspolitiker ist. Weiter geht es im Text, mit Kritik am Paschinger Auswärtssektor. Angeblich wurden „fast 500 Personen verletzt“. Schuld daran ist nur das Plexiglas, das auch die Sicht einschränkt. Also der LASK. Liebe Frau Stadträtin! Sie haben in einer Sache Recht – das Plexiglas ist nicht die ideale Lösung. Als Sportstadträtin sollten sie aber auch ein wenig Ahnung von der Materie haben.

Sie sollten also wissen, dass eine derartige Abtrennung zum Spielfeld nicht einfach so – aus Jux und Tollerei – von einem Verein angebracht werden darf. Da gilt es sehr viel Abstimmungsarbeit mit den Sicherheitsbehörden und der Bundesliga zu leisten und schließlich einigt man sich auf ein Modell, das von allen beteiligten Parteien beschlossen und abgesegnet wird. Die „fast 500 Verletzten“ sind aber nicht nur billigste Polemik, sondern schon eine bodenlose Frechheit. Wir wollen den Polizeieinsatz jetzt gar nicht bewerten. Fakt ist aber: Wirklich verletzt wurde ein Polizist… und zwar von amtsbekannten Blauweiß-Rowdys und ihren befreundeten Krawalltouristen aus Stuttgart und Regensburg. Die bekamen dann später auch reichlich Pfefferspray ab. Wer sich freiwillig mit diesen Leuten in einen kleinen Auswärtssektor stellt, sollte schon wissen, worauf er/sie sich einlässt (auch wenn es sich um eine hochrangige SPÖ-Politikerin handelt). Und als absolut sportbegeisterte Stadträtin haben sie auch die 2015-er Vorfälle im ultramodernen Hochsicherheits-Auswärtssektor auf der Gugl gewiss noch in Erinnerung. Nein? Dann helfen wir gerne nach:

 

  • – 22.5.2015: Der LASK schlägt Wacker Innsbruck mit 3:1, während des Spiels stürmen Innsbruck Fans über den Zaun des Auswärtssektors in den benachbarten Block und schießen Böller und Leuchtraketen in den Familiensektor
  • – 2.10.2015: Wieder ist Wacker Innsbruck zu Gast, der LASK verliert 0:1, nach dem Spiel Stürmen rund 50 vermummte Tiroler auf das Spielfeld und attackieren die rund 20 verbliebenen LASK-Fans, die ihre Transparente und Fahnen gerade verstauen.

 

Ja Frau Hörzing, solche Geschichten passieren leider ab und zu in Fußballstadien. Vor allem dann, wenn sich eine Fangruppe grob daneben benimmt und ganz speziell dann, wenn man sich gewaltbereite Krawalltouristen aus dem Ausland einlädt, die nichts anderes vorhaben, als etwas „zu erleben“. Wir wären doch auch nie auf die Idee gekommen, für die beiden Vorfälle gegen Innsbruck, die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen im 32 Mio.-Grab auf der Gugl verantwortlich zu machen. Oder tun Sie das? In weiterer Folge wird gegen LASK-Präsident Siegmund Gruber geschossen, weil er „unermüdlich für den Abriss der Gugl trommelt“. Liebe Frau Stadträtin! Wir schreiben das Jahr 2016, Steuergeldverschwendung wird heutzutage nicht mehr einfach so hingenommen, wir Bürger sind mündig. Während andere Kommunen dankbar sind, wenn Bürger Dinge aufzeigen und Ideen für echte Verbesserungen einbringen, ist die Linzer Stadtregierung wohl noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen.

OK, es wurden 32 Mio in eine völlig sinnlose und realitätsfremde Renovierung gesteckt. Der Plan der auf dem Tisch liegt, ist jetzt nur eine (von bestimmt mehreren) Möglichkeiten, wie man als Stadt einigermaßen wieder aus diesem selbst verursachten Schlammassel herauskommen könnte. Verbuchen sie den Vorschlag doch einfach als das was es ist: Engagierte & aktive Bürgerbeteiligung. Wenn man die Dinge positiv sieht, kann das auch gegen die allgemeine Politik(er)-Verdrossenheit helfen.

Besonders amüsant – und somit ein echter Sonntagsversüßer – ist der letzte Absatz dieser Presseaussendung. Da gibt’s mal wieder einen Versuch, das multifunktionale Stadion schön zu reden. „Unsere Prioritäten liegen bei den SportlerInnen und beim Publikum“, meint Frau Hörzing trotzig.

Liebe Frau Stadträtin! Wir halten sie durchaus für eine intelligente Politikerin und würden uns wirklich sehr darüber freuen, wenn sie uns zumindest nicht für komplett auf der berühmten „Nudelsuppe daher geschwommen“ halten würden. Wenn Sie den Satz „Unsere Prioritäten liegen bei den SportlerInnen und beim Publikum.“ auch nur ein bisschen ernst meinen würden und ihn vielleicht sogar noch um das Wort „SteuerzahlerInnen“ ergänzen, haben sie nur mehr eine einzige Möglichkeit. Gestehen Sie endlich ein, dass ihre Vorgänger da einen Riesenpfusch abgeliefert haben und versuchen Sie zu retten, was noch zu retten ist. Denn Sie kennen als Sportstadträtin und LIVA-Aufsichtsrätin ganz bestimmt die Auslastung des Linzer „Mehrzweck“-Stadions? Falls nicht, empfehlen wir Ihnen folgenden Artikel und wir erlauben Ihnen natürlich auch, die darin enthaltenen Daten und Fakten für Ihre politische Arbeit im Interesse der Linzerinnen und Linzer zu verwenden (Sie müssen uns auch nicht als Quelle nennen und können so tun, als wären Sie da ganz alleine draufgekommen).

http://www.seit1908.at/news1/verein/item/2123-mehrzweckstadion-berechtigt

Dazu haben wir dann auch gleich noch ein paar Fragen: € 32 Mio hat die Stadion-Verhübschung gekostet. Gehen wir von 20 Jahren Nutzungsdauer aus, dann macht das € 1,6 Mio pro Jahr. Fußball wird (wohl bald) nicht mehr gespielt. Und es gibt 4 andere Veranstaltungen pro Jahr (wir tun jetzt einfach so, als würden die Kindergärten und Schulen auch den vollen Preis zahlen).

 

  • – Dann müsste doch eigentlich jeder Veranstalter € 400.000 Miete zahlen, damit zumindest die Renovierungskosten irgendwann hereinkommen würden?
  • – Wie hoch waren denn die gesamten Mieteinnahmen der 8 (in Worten: ACHT) Veranstaltungen in den Jahren 2015 und 2016?
  • – Mal ganz abgesehen von den laufenden Instandhaltungs- und Renovierungskosten… ach ja, wie hoch sind die eigentlich pro Jahr?

 

In diesem Sinne wünschen wir allen im Beitrag genannten Personen der Linzer Stadtregierung (und deren fleißigen Mitarbeitern, die auch an einem Vorweihnachts-Sonntags Presseaussendungen versenden) eine besinnliche Weihnachtszeit. Mögen sie Zeit finden, über die Feiertage etwas in sich zu gehen, um so den Hass aus ihren Herzen zu verbannen und frisch gestärkt und frohen Mutes in ein neues, friedliches und von Konstruktivität getragenes Jahr 2017 starten zu können. Denn auch wenn man quer durch Europa sieht, dass Politiker mit Polemik und bewusst gestreuter Falschinformation punkten können – wir sind davon überzeugt, dass Linz so etwas nicht nötig hat.

Mit freundlichen Grüßen Das Redaktionsteam von www.seit1908.at

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Foto: ©Roland Pelzl/cityfoto

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