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22. May 2013
Wechselbad

Da ich mich heute beim Durchblättern der Morgenzeitung fast am Frühstückssemmerl verschluckt hätte, möchte ich mir ein paar Gedanken zu einem sehr emotionalen Thema von der Seele schreiben. 

Jeder Fan kennt das Gefühl. Ein Spieler wird zum persönlichen Liebling. Sei es zB als Goalgetter, als Kämpfer im Mittelfeld, oder auch abseits des Spielfeldes durch sein Verhalten gegenüber uns Fans. Man schließt ihn ins Herz, man identifiziert sich mit ihm. Und plötzlich findet man sich sprichwörtlich in einem Wechselbad der Gefühle wieder. Der Spieler unterschreibt bei einem anderen Verein, am besten noch beim verhassten Konkurrenten. In der Zeitung entdeckt man die ersten Bilder im „feindlichen“ Dress, die Fanseele ist verletzt.

Und nun kommt die entscheidende Frage. Wie geht man mit seinen Emotionen um bzw. die „darf“ man mit seinen Emotionen umgehen? Nimmt man die Situation einfach so hin, informiert man sich über die Hintergründe des Spielerwechsels, oder entlädt man seine Wut sofort und direkt beim Spieler selbst? Einige Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit gehen eher in die letztgenannte Richtung. Angefangen von einem gebrochenen grünen Fanherz, dass ein mäßig kreatives biblisches Wortspiel und die harte Beschimpfung als Sohn einer „Angestellten mit körperlicher Tätigkeit“ aufbot. Über verbrannte Trikots mit der Rückennummer 9 im roten Liverpool, bis zu einigen roten Münchner Fangruppen, die deutlich machten, was sie von einem „neuen“ Torwart dahoam hielten. Aktuell sorgte der Wechsel von Deutschlands Ausnahmetalent Mario Götze, ebenfalls zu den Bayern, für kräftigen Wirbel. Sogar von Morddrohungen auf Facebook war hier die Rede.

Der heutige Zeitungsartikel rief mir dieser Ereignisse wieder ins Gedächtnis und bracht mich zum Nachdenken. Mir fiel auch ein Interview mit Daniel Sobkova ein, das auf seit1908.at letzten Herbst präsentiert wurde. Darin betonte der nun bei Titelkonkurrenten Pasching spielende Ex-LASKler, dass er damals gerne beim LASK geblieben wäre. Darüber hinaus kann ich mich noch an sehr sympathische Aussagen bezüglich uns Fans erinnern. Nun muss ich lesen, dass „einige LASK-Fans in Pasching waren (Anm.: bei deren Spiel gegen Villach) und hauptsächlich Daniel Sobkova beschimpft haben.“

Ich war leider im Waldstadion nicht anwesend und kann daher das Verhalten unserer Fans nicht beurteilen. Will ich auch nicht. Ich möchte an dieser Stelle zum Nachdenken anregen. Jeder Fan, der einen beleidigenden Gesang gegenüber einem Fußballspieler anstimmt, oder in anderer Form, wie dem Internet, angreift, sollte vorher überlegen, ob dies die richtige Reaktion ist. Ob man die Anonymität eines Fußballstadions oder des WWW wirklich zu solchen Handlungen ausnützen sollte. Versteht mich nicht falsch. Emotionen gehören ins Stadion, Emotionen machen dieses wunderbare Spiel aus. Nur gehören sie meiner Meinung nach richtig kanalisiert. Spielern gehört ja sogar vor Augen geführt, dass es uns Fans ein Dorn im Auge ist, wenn sie aus unserer Sicht aus den falschen Motiven, wie zB nur wegen Geld, den Verein wechseln. Aber alles im richtigen Rahmen.

Ich würde mir wünschen, dass sich gewisse Fans gewisse Aktionen sparen würden und stattdessen lieber 2x nachdenken würden. Vielleicht kommt man bei diesem Prozess auf kreativere Möglichkeiten, vielleicht sogar auf eine humorvolle Verarbeitung des Themas. Solls ja auch geben, nur findet man dies in unseren Fankurven meiner Meinung nach viel zu selten. Jedenfalls ist alles besser, als eine stumpfe, derbe Denunzierung der Spieler. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich auch noch gut an die Gefühle, die damals der Wechsel unseres Trainers Karl Daxbacher zur Austria bei mir auslöste. Ich war bitter enttäuscht. Noch mehr enttäuscht wurde ich nur in Mattersburg, als sich unser Erfolgstrainer ein letztes Mal von uns Fans verabschieden wollte und von vielen Zuschauern beschimpft wurde. Ich habe mich für einen Teil unserer Fans geschämt. Für jene Fans, die „Arschloch Daxbacher“ nun wieder als den Größten feiern. 

Zum Schluss fällt mir noch ein, dass unser ASK im Falle des erhofften Aufstieges einen schussgewaltigen, torgefährlichen und günstig zu habenden Mittelfeldspieler gut gebrauchen könnte. Vielleicht können mir ja einige, die in Pasching anwesend waren, einen Spieler nennen, der ihnen da spontan einfällt.

Dominik Königsdorfer

Seit1908