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Als Fußballfan ist man es gewöhnt von Seiten der Exekutive nicht immer mit Samthandschuhen angefasst zu werden. Teilweise verständlich und solange die Vorgehensweise im gesetzlichen Rahmen passiert, sollte das ja eigentlich kein Problem darstellen. Eigentlich…
Was sich allerdings gestern in Wien – Favoriten abgespielt hat, grenzt an Freiheitsberaubung.
Die Wiener Polizei kesselt 1338 Personen ein, stellt 1338 Menschen unter Generalverdacht, hält diese bis zu 7h fest um schlussendlich zwei Anzeigen auszusprechen. Dem gegenüber stehen, laut Bericht der LPD Wien, drei Abtransporte von Rapid Fans auf Grund von körperlichen Problemen, die nachweislich durch die lange Wartezeit ohne Sitzmöglichkeit, Getränke, Speisen und Toilettengänge entstanden sind.
Nun ja, zur Vorgeschichte: der SK Rapid Wien hat ein Fanproblem mit einem kleinen Teil der zugegeben großen aktiven Fanszene. Ohne Zweifel.
Ereignisse wie der Platzsturm beim Heim-Derby, die ACAB Choreo beim Europa League Spiel gegen die Rangers oder Knallkörper beim gestrigen Fanmarsch, sind nicht zu entschuldigen.
Dennoch ist es Aufgabe der Polizei Situationen stets differenziert und objektiv zu beurteilen. Diese Betrachtungsweise fehlt bei der gestrigen Amtshandlung. Glaubt man der LPD Wien waren Wurfgeschosse (pyrotechnische Gegenstände, Schneebälle und Getränkedosen), welche auf der A23 landeten, der Auslöser für diese Herangehensweise. Sollte das so geschehen sein, ist dies kein Kavaliersdelikt und aufs Schärfste zu verurteilen.
Nun frage ich mich aber: Hat die Polizei keine andere Möglichkeit die wenigen Täter auszuforschen als eine solche Kollektivmaßnahme?
Scheinbar nicht, das wiederum wirft in meinen Augen die Frage auf ob die Einsatzleitung des gestrigen Einsatzes wirklich die Kompetenz hat einen solchen Einsatz zu leiten.
“Hätti-wari-Geschichten” sind im Normalfall nicht mein Stil. Dennoch möge man sich einmal vorstellen, was hätte passieren können, wären die TeilnehmerInnen des Fanmarsches gestern nicht so ruhig und besonnen geblieben.
Die Entwicklungen im Innenministerium sind besorgniserregend. Hausbesuche bei Personen die den Innenminister „anpatzen”, Fußballfans werden kollektiv als Straftäter gesehen, Personen mit dunkler Hautfarbe sowieso unter Generalverdacht gestellt.
Es darf nicht sein, dass rechtsstaatliche Prinzipien mit Füßen getreten werden. Es darf nicht sein, dass man kollektiv Leute (vor)verurteilt. Es darf nicht sein, dass man unbescholtene Leute in gesundheitsgefährdende Situationen bringt. Es darf nicht sein, dass man sich in Österreich darüber wundern muss wozu der Innenminister im Stande ist.
Und zu guter Letzt darf es umgekehrt auch nicht sein, dass man kollektiv Polizisten an den Pranger stellt. ACAB zu schreien ist dämlich, aber noch lange nicht gefährlich. Zumindest bis zum gestrigen Tag.