MENUMENU
Am Montag erreichte uns die traurige Nachricht: Helmut „Heli“ Köglberger, der Jahrhundertspieler des LASK, ist tot. Er stirbt ausgerechnet an dem Tag, an dem die Vereine, für die er als Spieler Tore geschossen hat, gegeneinander spielten: der LASK gegen Austria Wien. Betroffen, traurig und dankbar erinnern wir uns an ihn als herausragende Identifikationsfigur des oberösterreichischen Fußballs und des LASK.
Helmut Köglberger wird kurz nach Kriegsende in Sierning geboren, die ersten Jahre müssen für den Buben schwierig gewesen sein. Als Kleinkind wächst Heli bei der Großmutter und zwei Tanten auf, sein Vater ist ein amerikanischer Besatzungssoldat, dessen Existenz immer „ein leerer Fleck in der Biographie“ bleiben wird. Eine Tatsache, mit der sich Köglberger aber später und ohne Bitterkeit aussöhnt. Früh wird der Fußball zu seinem „Rettungsring“, wie er in einem Interview einmal sagt. Auf dem Platz spielen Herkunft und Hautfarbe keine Rolle. Früh erkennen ein Lehrer und später der Jugendleiter Sepp Wolf von Amateure Steyr, der ihn mit dem Motorroller zum Training abholt, sein Talent. In Steyr, in der Regionalliga, beginnt die steile Karriere des Heli Köglberger. Als jüngster Spieler der Liga debütiert er gegen VÖEST Linz. Bald folgen Einberufungen in die oberösterreichische Jugendauswahl, wo er auch Josef Argauer auffällt und erstmals mit jungen Spielern seiner Generation Kontakt bekommt, mit denen er später im Nationalteam spielen wird: Ettmayer, Sara, Parits, Pumm.
Schnell werden Vereine aus der österreichischen Staatsliga auf den torgefährlichen Stürmer aufmerksam, der LASK macht schließlich das Rennen. Im Sommer 1964 wechselt Köglberger für eine damals beträchtliche Summe nach Linz. Das erste Jahr (es ist das Meisterjahr) sei „eine ganz schwierige Zeit“ gewesen, erinnert sich Köglberger später. Die Konkurrenz im Sturm mit Viehböck, Sabetzer, Kozlicek, Liposinovic und Chico ist groß. Köglberger muss sich als Jüngster unterordnen, „brav sein und folgen“. Unter dem neuen Trainer Frantisek Bufka, der in der Winterpause kommt, hat er einen schweren Stand. Mit Janos Kondert spielt er daher oft als K&K-Sturm in der Reserve, mit 13 Toren wird er bester Torschütze. Erst in der entscheidenden Endphase der Meisterschaft hat er wieder ein Leiberl, beim Cupsieg gegen Wiener Neustadt steht er in der Siegermannschaft, beim Meisterschaftsfinale muss er zusehen. Aber an den Empfang durch tausende Menschen auf der Blumau in Linz und die tage- und nächtelangen Nachfeiern erinnerte sich Helmut Köglberger auch Jahrzehnte später noch gern.
Was folgt, ist eine große Karriere: Vier Jahre lang spielt Köglberger beim LASK und wird zum Publikumsliebling. Wer die langgezogenen „Heli“-Rufe auf der Gugl einmal gehört hat, wird sie nie vergessen. 1968 folgt der Wechsel zur Wiener Austria, unter Trainer Ernst Ocwirk erringt die Austria zwei Meistertitel. Längst spielt Köglberger auch unter Trainer Leopold Stastny im Nationalteam, allerdings in einer nicht nur glücklichen Ära, in der etwa die Qualifikation zur WM 1974 misslingt.
Gleich in der ersten Saison in Wien holt sich Köglberger mit 31 Toren den Titel des österreichischen Torschützenkönigs und wird in Paris mit dem Bronzenen Schuh als drittbester Torjäger Europas ausgezeichnet. Ein Wechsel ins Ausland nach Köln oder später nach Belgien bleibt ihm allerdings verwehrt, Präsident Joschi Walter lässt ihn nicht ziehen.
Im Winter 1974 löst er – obwohl in der Torschützenliste führend – den Vertrag und kehrt zu den abstiegsgefährdeten Linzern zurück. Seine drei Tore im Spiel gegen die ehemaligen Kameraden von der Austria lösen einen Begeisterungssturm aus, „wie er sonst nur noch in Südamerika üblich ist“, schreibt Leo Strasser damals in den OÖN. Am Ende der Saison ist der LASK vor dem Abstieg gerettet und Köglberger mit 22 Toren erneut österreichischer Torschützenkönig. Bis zum Karriereende führt er die Mannschaft als Kapitän aufs Feld. Nach einem Abstieg gelingt der sofortige Wiederaufstieg. Köglberger holt sich mit 25 Toren auch den Titel des Schützenkönigs der zweiten Liga. Nach einer Verletzung tritt er 1981 zurück: Nach 283 Meisterschaftsspielen für den LASK, nach insgesamt 236 Meisterschaftstoren, davon 140 für den LASK (0,49 Tore pro Spiel!). Bis heute ist er Rekordtorschütze der Schwarz-Weißen. Ein Jahr später bricht er bewusstlos zusammen, entfernt man ihm einen Tumor im Kopf. In dieser Zeit ist ihm Ehefrau Christina, mit der er drei Söhne bekommt, eine besondere Stütze: „Sie gab nie auf, war voller Zuversicht und hat mir Mut gemacht.“ Eine intakte Familie – das war es immer gewesen, was sich der „Heli“ als Kind erträumt hatte. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Leiter einer Firma für Schankanlagen betreut Köglberger viele Jahre Mannschaften im oberösterreichischen Unterhaus und gibt seine Erfahrung als Betreuer vieler Nachwuchsmannschaften weiter. Sozial engagierte er sich bis zuletzt gemeinsam mit seinem Sohn Stefan für die Aktion Hope for the Future, einem Nachwuchsprojekt in Nairobi.
Rund um das 40-jährige Meistertitel-Jubiläum und den hundertsten Geburtstag des LASK erinnert man sich wieder seiner großen Verdienste: 2008 wird Heli Köglberger zum Jahrhundertspieler des LASK gewählt – ein Ehrentitel, den er genießt und der ihn stolz macht.
Für ältere Fans schließt sich mit Helis Tod schmerzhaft auch ein Kapitel der eigenen Erinnerungsgeschichte, die bei mir in den frühen Siebzigern mit einem Match auf der Gugl einsetzt, bei dem Köglberger mit der Austria aus Wien mit Karl Daxbacher und dem jungen Herbert Prohaska beim LASK gastierte. Dazu gehört auch sein Traumtor bei einem 3:1-Länderspiel-Sieg gegen die Schweiz, das ich live erlebt habe und einige private, berührende Begegnungen zur Recherche für das Jubiläumsbuch des LASK. Damals drückte er mir einen Packen unscheinbarer Schulhefte mit der Aufschrift „Helmuth (sic!) Köglberger: Kritiken und Berichte“ in die Hand: eine Sammlung von Zeitungsausschnitten, die beinahe vollständig den Verlauf seiner außergewöhnlichen Fußballkarriere belegt. Von den Anfängen in der Kampfmannschaft als 16-Jähriger bei Amateure Steyr bis zu seiner Rückkehr zum LASK in den Siebziger Jahren. Damals erlebte ich ihn auch als rührigen Unterstützer seiner vor zwei Jahren verstorbenen Christina, die in Oberbairing eine Krabbelgruppe führte. Für die allerkleinsten Gschrapperln machte der Rekordtorschütze des LASK den Gymnastiktrainer.
Im Alter von nur 72 Jahren hat Helmut Köglberger die Welt verlassen. Wir LASKler verneigen uns dankbar vor unserem Jahrhundertsportler. Er wird uns immer in Erinnerung bleiben. Seinen Angehörigen möchten wir an dieser Stelle unser herzliches Mitgefühl ausdrücken.
Adieu, Heli Köglberger! Einmal LASKler – immer LASKler!
Rudi Habringer,
Schriftsteller und Co-Autor des Jubiläumsbands “Ewig lockt der LASK”